21.06. - 24.06.2017 - [CZ][SK] Sommer mit Najbrt und Blonski - Teil 4
Mit der Pünktlichkeit wollte es in der Slowakei nicht so richtig klappen. Die Ankunft des R 956 “Borišov“ aus Zvolen verschob sich von 19:25 Uhr auf 19:47 Uhr. Der Kursschlafwagen nach Praha hing am Zugschluss. Da wir ihn ja bereits am Morgen in Žilina gesehen hatten wussten wir, dass es wie geplant ein WLAB822 (CZ-ČD 51 54 70-40 199-0, Görlitz 1985) sein sollte. Ich freute mich auf die Fahrt im Görlitzer zurück nach Tschechien.
Einfahrt von ŽSSK 754 033 mit dem R 956 “Borišov“ von Zvolen nach Žilina.
Am Zugschluß hing der WLAB822 CZ-ČD 51 54 70-40 199-0.
Wir stiegen ein und standen erst einmal vor einer verschlossenen Gangtür. Es dauerte etwas, bis der Schlafwagenbetreuer uns die Tür öffnete. Der Zug fuhr sofort ab und machte etwas Verspätung gut, da er im Normalfall 9 Minuten Aufenthalt in Banská Bystrica hätte. Gebucht hatten wir ein Double im Abteil 8. Im Abteil herrschte ein molliges Raumklima, der Wagen hatte ja den ganzen Tag in Zvolen in der Sonne gestanden.
Schnell stellten wir fest, dass außer uns niemand in Banská Bystrica zugestiegen war. Auch aus Zvolen brachte der Wagen keine Fahrgäste mit. Auf unsere Nachfrage bestätigte uns der Betreuer, dass wir diese Nacht die einzigen Gäste seien. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und fanden heraus, dass wir quasi Nachbarn waren, da er aus Karlovy Vary kam. Dann fragte ich ihn kurzerhand, ob wir nicht zwei Abteile bekommen könnten, wenn der Schlafwagen eh leer war. Wir bekamen ein “no Problem“. Dann gab er uns noch ein Bier aus, zog seine Dienstkleidung aus und verschwand im Abteil 9. Er hatte scheinbar am Morgen schon Feierabend gemacht, denn nicht einmal der Abfallbehälter im von uns gebuchten Abteil war nach der Hinfahrt geleert. Alle Abteile sahen noch wie gerade von den vorherigen Gästen verlassen aus. Uns war es egal, wir hatten zwei Single-Abteile zum Double-Preis und einen ganzen Görlitzer für uns allein.
Durchfahrt in Ul‘anka.
Blick von der Brücke auf den Bahnhof von Ul‘anka auf der anderen Talseite.
Zugkreuzung in Harmanec jaskyňa mit ŽSSK 754 014 und 754 083 mit R 347 “Detvan“ von Ostrava nach Zvolen.
Die Fahrt über die von 1936 bis 1940 erbaute Strecke hinauf zum Malý Šturec war wieder spektakulär. Die Bahn schraubt sich richtig nach oben um an Höhe bis zum Čremošné-Tunnel, dem mit 4.697m längsten Eisenbahntunnel der Slowakei, zu gewinnen.
Vor Horna Stubna verlässt die Strecke den Wald und biegt ins Tal der Turiec nach Norden in Richtung Vrútky ein. Wie bei unserer Rundfahrt 2 Jahre zuvor fuhren wir am offenen Fenster wieder in den Sonnenuntergang, ein tolles Erlebnis.
Fahrt in den Sonnenuntergang.
Wir erreichten Žilina 21:23 Uhr mit 17 Minuten Verspätung. Der Schlafwagen wurde noch einmal rangiert und blieb nun bis zur Ankunft des EN 444 “Slovakia“, welcher uns kurz nach Mitternacht mit nach Praha hl.n. nehmen sollte, hier stehen. Wir beobachteten noch etwas das Geschehen auf dem Bahnhof während unser Schlafwagenbetreuer in seinem Abteil laut Heavy Metal Musik hörte.
Abendstimmung in Žilina mit dem abfahrbereiten REx 762 “Cassovia“ nach Trenčin.
Nachdem ich mich hingelegt hatte schlief ich schnell ein. Um kurz vor Mitternacht wurde ich durch das ansetzen der Rangierdiesellok, welche den ganzen Wagen zum Vibrieren brachte, geweckt. Wir wurden an den EN 444 rangiert, welcher Žilina pünktlich 23:50 Uhr erreicht hatte.
24.06.2017
Zur geplanten Abfahrtszeit 0:12 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung und ich schlief schnell wieder ein. Ich wurde noch zweimal beim Rangieren in Bohumín und beim Fahrtrichtungswechsel in Přerov ganz kurz wach. Mittlerweile war trotz geschlossenen Fensters auch die Wärme aus meinem Abteil entwischen und ich komplett unter die Bettdecke gekrochen. Wir schliefen richtig gut, der alte Görlitzer hat einfach die bequemsten Betten und das gemütlichste Abteil. Bei der Ankunft in Pardubice weckte ich auf und beschloss auch wach zu bleiben. Ich öffnete das Fensterrollo und die Morgensonne lachte mir ins Gesicht. Es sollte wieder ein schöner, aber nicht mehr so heißer Tag werden.
Die Morgensonne schien direkt auf mein Bett.
Der WLAB822 machte einen sehr gepflegten Eindruck. Er hatte seine letzte Revision erst einen Monat zuvor am 18.05.2017 erhalten. Die ČD hatte zum Zeitpunkt unserer Reise insgesamt noch 9 Wagen im aktiven Bestand. Die Wagen bekamen erst 2014 neue Teppiche, Vorhänge und die Betten wurden mit neuem Stoff im Design der 1. Klasse bezogen. Die Steckdose im Spiegelschrank funktioniert aber im Gegensatz zum WLAB der ŽSSK nicht. Wir bekamen unser Frühstück, aber weder Kaffee noch Tee dazu. Es gab angeblich kein heißes Wasser. Der Schlafwagenbetreuer war schon etwas speziell.
Mein Abteil Nr. 7, Platz 41.
Frühstück bei der JLV: Mehrkornbrot, Butter, Marmelade, Waffel und Orangensaft.
ČD 150 225 hatte den Zug in Bohumín übernommen und zog in bis Praha hl.n., hier kurz vor Praha-Libeň.
Blick auf den Praha Masarykovo nádraží.
Wir genossen die letzten Kilometer am offenen Fenster immer mit dem Gedanken, dass dies wohl die letzte Fahrt in einem Görlitzer Altbau-Schlafwagen war. Pünktlich 06:33 Uhr erreichten wir Praha hl.n. Da wir bis zur Abfahrt des EC in Richtung Dresden keine zwei Stunden warten wollten, hatten wir vor, auf der anderen Elbseite bis Ústí nad Labem zu fahren, um dann da in den EC 176 “Johannes Brahms“ zu steigen.
So fuhren wir 07:07 Uhr mit dem R 943 bis Lysá nad Labem. Für die 32 minütige Fahrt nahmen wir ein einem ABpee347 (CZ-ČD 61 54 30-30 004-1) Platz. Dieser gemsichte 1./2. Klasse Wagen entstand 2013 bei PESA aus einem Bdt279 und sorgte für etwas Diskussion, da der Sitzplatzabstand in der 1. Klasse mit 46 cm der geringste in allen Fahrzeugen der ČD und teilweise geringer als in der 2. Klasse war.
ČD 163 072 hatte die Aufgabe den R 943 nach Hradec Králové zu ziehen. Wir nutzen den Zug bis Lysá nad Labem.
In Lysá nad Labem angekommen hatten wir direkt Anschluss an den R 794 nach Ústí nad Labem západ. Die letzten 96 Kilometer am offenen Fenster standen an. Mit 2 Minuten Verspätung kam der Zug 07:53 Uhr aus Kolín eingefahren. Die Rychlík der Linie R 23 (Kolín - Ústí nad Labem) bestanden in der Regel aus einem Steuerwagen Bfhpvee295, einem Großraumwagen Bdtee276 und einem gemischten 1./2. Klasse Abteilwagen AB349. In letzterem (CZ-ČD 51 54 39-41 020-7, Bautzen 1984) nahmen wir Platz und hatten das Abteil ab Mělnik für uns allein.
Einfahrt des R 792 in Lysá nad Labem. ČD 163 094 schob den Zug nach Ústí nad Labem západ. Links der Os 6406.
In Stará Boleslav steht dieses schöne Empfangsgebäude.
Kostel sv. Vojtěcha in Počaply. Die Elbe war ruhig wie ein See.
Wie näherten uns dem Porta Bohemica und damit dem Beginn des Elbtals.
Das Stauwerk von Ústí nad Labem.
Wir überquerten die Elbe und hatten Ústí nad Labem erreicht.
Viel zu schnell waren wir 09:17 Uhr in Ústí nad Labem západ angekommen. Der Perspektivwechsel auf das Elbtal hatte uns sehr gefallen. Mit dem Os 16507 aus Bílina 09:20 Uhr hatten wir direkten Anschluss nach Ústí nad Labem hl.n..
Für die 693 Kilometer von Banská Bystrica bis Ústí nad Labem nutzten wir ein First-Minute-Europe der ČD für 352 Kč (13,55 €) pro Person. Dazu kamen dann noch die Bettkarten für das gebuchte Double im Schlafwagen für 488 Kč (18,80 €) pro Person.
ČD 163 094 mit dem R 792 nach der Ankunft in Ústí nad Labem západ.
Einfahrt des Os 16507. Bahnfahren in Tschechien hat seinen ganz eigenen Reiz.
Angekommen in Ústí nad Labem hl.n. hatten wir 20 Minuten Aufenthalt. Mit 5 Minuten Verspätung kam ČD 371 015 mit EC 176 “Johannes Brahms“ nach Hamburg-Altona eingefahren. Wir versuchten unser Glück wieder im Wagen 256, einem Bmz245 (CZ-ČD 73 54 21-91 017-6) und fanden auch ein freies Abteil zur Elbseite. Der Zug setzte sich 09:46 Uhr in Bewegung und brachte uns zurück nach Sachsen.
Einfahrt von ČD 371 015 mit EC 176 “Johannes Brahms“ in Ústí nad Labem hl.n..
Blick auf Bad Schandau.
Der Zug konnte etwas Verspätung aufholen und mit noch 2 Minuten davon erreichten wir 10:45 Uhr Dresden Hbf. Die letzte Etappe unserer Rundreise war dann 10:52 Uhr der RE 26974 nach Hof Hbf. Der Zug bestand aus zwei fünfteiligen Coradia Continental der Mitteldeutschen Regiobahn.
Wir waren wieder in der deutschen Triebwagenwelt angekommen.
Nach 2.419 km und 22 benutzen Zügen stiegen wir 11:42 Uhr in Flöha aus, unsere Rundfahrt endete diese mal hier. Von Ústí nad Labem hatten wir für die letzte Etappe ein Europa Spezial der DB für 14 Euro pro Person genutzt.
Es war, trotz der teils hohen Temperaturen, eine sehr schöne Rundreise durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Besonders die Strecke von Veselí nad Lužnicí über Jihlava bis Náméšť nad Oslavou hatte uns sehr gefallen. Auch die Fahrt in Sonnenunter- und aufgang im Görlitzer Schlafwagen werde ich so schnell nicht vergessen. Bahnfahrten in Tschechien und der Slowakei macht einfach Spaß!