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  24.06.2018 - [DE] „Einmal Brand - Ziegenhain und zurück, Bitte!“  



Vom 22.06. bis 24.06.2018 fand in Freiberg das 33. Bergstadtfest statt. Aus diesem Grund verkehrte nach 2016 und 2017 zum dritten Mal der Bergstadtexpress um Freiberg. Dabei wurde zum einen die seit dem 24.05.1998 für den Personenverkehr nicht mehr genutzte Strecke zwischen Berthelsdorf und Brand-Erbisdorf befahren. Außerdem verkehrte der Bergstadtexpress über die heute so genannte Zellwaldbahn, auf welcher der letzte planmäßige Personenzug bereits am 24.09.1977 fuhr, bis Nossen, bzw. musste bei einigen Zügen in Großvoigtsberg umgestiegen werden.

Ab Nossen hatte man zum ersten Mal die Möglichkeit, wieder auf der ebenfalls am 24.05.1998 vom Personenverkehr eingestellten Strecke nach Riesa bis Ziegenhain zu reisen. So war es nach über 40 Jahren das erste Mal wieder möglich, die Strecke Brand-Erbisdorf – Ziegenhain auf direktem Wege mit dem Zug zurück zu legen. Diese Chance nutzten Vater und Sohn für eine kleine (Zeit-)Reise.

Unsere Tour startete am späten Sonntagvormittag in Freiberg. Wir fuhren 11:20 Uhr mit dem Zug, bestehend aus zwei Byu und einem Pwg88 der
EBB Pressnitztalbahn mbh im Sandwich zwischen 114 703 und 112 565 erst einmal von Freiberg nach Brand-Erbisdorf.


114 703 stand am Bahnsteig 4 in Freiberg mit ihrem Zug um 11:20 Uhr nach Brand-Erbisdorf bereit.


Am Zugschluss hing 112 565.

Pünktlich setzte der Zug sich in Bewegung und nach 8 Minuten Fahrtzeit war Berthelsdorf erreicht. Hier zweigt die Strecke nach Brand-Erbisdorf von der Strecke Nossen - Freiberg - Holzhau (- Moldava) ab. Ursprünglich führte die Strecke von Brand-Erbisdorf weiter bis Großhartmannsdorf. Auf diesem Abschnitt fuhr der
letzte Reisezug bereits am 02.12.1973. Der Abbau der Strecke fand im November 1974 von Großhartmannsdorf aus bis km 6,850 statt. Ab Brand-Erbisdorf gab
es zudem noch eine Zweigstrecke nach Langenau. Hier verkehrte der letzte Reisezug am 31.05.1997.

Für uns war es eine Premiere. Die Strecke nach Brand-Erbisdorf hatten wir noch nie bereist.


Ausfahrt in Berthelsdorf in Richtung Brand-Erbisdorf.

Für die 3,2 Kilometer lange Strecke benötige der Zug 10 Minuten und 11:38 Uhr erreichten wir Brand-Erbisdorf. Hier hatten wir einige Minuten bis zur Rück-
bzw. Weiterfahrt nach Nossen Zeit, welche zur Dokumentation genutzt wurden.


114 703 war pünktlich in Brand-Erbisdorf angekommen.


112 565 sollte den Zug nun bis Großvoigtsberg ziehen.

Der Zug setzte sich 11:50 Uhr wieder im Bewegung. 112 565 hatte nun die Aufgabe, den Zug über Freiberg bis Großvoigtsberg zu befördern.
Nachdem der Zug noch relativ leer nach Brand-Erbisdorf gefahren war, hatten sich die beiden Wagen nun gut gefüllt. Nach 15 Minuten Fahrtzeit
waren wir wieder in Freiberg und nach kurzen Aufenthalt ging es 12:10 Uhr weiter in Richtung Nossen.


Die Strecke nach Nossen verläuft ein Stück parallel zur DW.
Kurz bevor die Strecken sich trennen ist sehr schön die Absenkung der DW unter der Brücke Chemnitzer Straße in Freiberg zu erkennen.


Bei der Reise im Byu438 (D-Press 55 80 21-11 401-9) wurden Erinnerung an ehemalige Zeiten wach. Mitte der 1990er Jahre war diese Kombination
aus Wagen und Lok im Chemnitzer Regionalverkehr allgegenwärtig. Die Sitzbänke im Design Hannover gehören für mich immer noch zu den
komfortabelsten, die es im Regionalverkehr gab.



Pünktlich erreichten wir 12:35 Uhr Großvoigtsberg. Hier hieß es Umsteigen. Im Fahrplanflyer wurde ein „Ferkeltaxi“ angekündigt. Was aber an der Trapeztafel
zu sehen und hören war, sah nicht danach aus. Aus Nossen kam ein alter Uerdinger angerumpelt. Nun gut, passt zwar irgendwie nicht hier her, aber mitgefahren waren wir auch noch nie damit.


Für 114 703 fuhr zurück nach Freiberg. Für uns ging es im Uerdinger 796 625 weiter nach Nossen.

Nach dem Stelldichein starteten beide Züge 12:50 Uhr wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Vor uns lagen noch 10 km bis Nossen.
Die Strecke verläuft nun hauptsächlich durch dichten Wald und so war die Sicht nach vorn hinaus weitaus interessanter als zur Seite.



Wir erreichten 13:19 Uhr Nossen. Die Lautsprecherdurchsage informierte über den am Bahnsteig 4 bereitstehenden Zug mit 110 101 und 202 264
nach Ziegenhain. Durch die Fußgängerunterführung begaben wir uns direkt auf den Weg dahin. Umsteigen in Nossen, lang ist es her,
dass dies hier für viele Reisende Alltag war. An diesem Wochenende war es wieder möglich.


Am Bahnsteig 4 stand der Zug nach Ziegenhain bereit.

Der Zug bestand aus drei Wagen im Sandwich zwischen den beiden Loks. Neben den beiden umgebauten Bghw-Begleiterwagen war auch noch ein ursprünglicher Bghw-Wagen (D-WFL 55 80 28-15 520-5) eingereiht. Natürlich entschieden wir uns für diesen.

Pünktlich 13:30 Uhr fuhr der Zug ab. Vor uns lag die zweite Strecke an diesem Tag, die wir noch nie bereist hatten. Bis zum Abzweig in Rhäsa war der Zug flott unterwegs. Ab da betrug die Geschwindigkeit dann gefühlte 10 km/h. Entschleunigung pur. Wir mussten spontan an die Strecke Rochlitz - Waldheim denken.
Viel schneller war man Mitte der 1990er Jahre dort auch nicht unterwegs gewesen.


Diesel- oder doch Dampflok vor dem Zug?
Außen die Strecke nach Nossen, in der Mitte nach Döbeln.


In Starbach gab es dann einen 10 minütigen Aufenthalt, der für ein paar Dokumentationsfotos genutzt wurde.


Der Zug beim Zwischenhalt in Starbach.


Auf dem Weg nach Ziegenhain.

Der Zug erreichte14:25 Uhr dann seinen derzeitigen Endpunkt in Ziegenhain. Für die 43 km von Brand-Erbisdorf bis hierher hatten wir 2 ½ Stunden gebraucht.
Nach 10 Minuten Aufenthalt machte sich der Zug direkt wieder auf den Rückweg nach Nossen.


Ziegenhain war erreicht. 110 101 hatte bereits die Schlusslichter für die Rückfahrt nach Nossen eingeschaltet.


Das derzeitige Streckenende in Ziegenhain.


202 264 hatte nun die Aufgabe, den Zug zurück nach Nossen zu ziehen.


So ließ es sich reisen...

In Nossen gab es eine Paralleleinfahrt mit dem Zug aus Brand-Erbisdorf. Dieser war anstatt des Uerdinger Schienenbusses der Zug mit 112 565 und 114 703.
Die gleichzeitige Einfahrt von zwei mit V100 geführten Personenzügen in Nossen war ein tolles Erlebnis und ließ einen Ansatzweise erahnen, welch großer Eisenbahnkontenpunkt Nossen einmal war.


Gleichzeitige Einfahrt der Züge aus Ziegenhain und Brand-Erbisdorf in Nossen.

Wir waren 15:20 Uhr zurück in Nossen und hatten jetzt den ersten größeren Aufenthalt an diesem Tag. Der Zug nach Ziegenhain machte sich 10 Minuten
später wieder auf den Weg. Wir schlenderten etwas über den Bahnhof und rasch war die Abfahrtszeit unseres Zuges zurück nach Freiberg erreicht.


112 565 nach der Ankunft in Nossen.


114 703 sollten den Zug zurück nach Brand-Erbisdorf bringen.

Mit wenigen Minuten Verspätung setzte sich der Zug 16:14 Uhr in Bewegung. Ich freute mich, die Fahrt ab Nossen im
Byu438 (D-Press 55 80 21-11 401-9) statt im Uerdinger erleben zu dürfen und genoss sie natürlich am offenen Fenster.


Ausfahrt in Nossen. Für uns ging es wieder links nach Freiberg. Rechts das Gleis nach Riesa, in der Mitte nach Döbeln.

Viel zu schnell verging die Zeit und wir hatten Freiberg um 17:19 Uhr wieder erreicht.


Einfahrt in Freiberg.

In Freiberg war der Bahnsteig voll mit Reisenden in Richtung Brand-Erbisdorf. Wir stiegen aus, für uns war die Fahrt für heute beendet.
Es war schön zu sehen, dass die Züge so gut angenommen wurden. Für uns war es eine schöne, entspannte (Zeit-)Reise durch Mittelsachsen.



 

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© 2025, Stefan Fritzsch