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  05.07. - 07.07.2018 - [CZ][SK] Tschechien ohne Knödel? - Teil 1  



Anfang Juli war es wieder Zeit, für die mittlerweile traditionelle Vater-Sohn-Eisenbahn-Sommerreise. Dabei stand, wie bereits in den letzten Jahren, Tschechien
mit einem klitzekleinen Abstecher in die Slowakei, auf dem Plan. Ziel war unter anderem, von uns noch nicht bereiste Strecken im Bautzener UIC-Y Abteilwagen abzufahren. Die Einsätze dieser gingen mittlerweile spürbar zurück. Die Eisenbahn im Nachbarland befindet sich nach Jahren des gefühlten Stillstandes im
Wandel im Eiltempo. Moderne und modernere Fahrzeuge ersetzten landesweit den Altbestand.

Dies war nun auch bei der Anreise über das Elbtal spürbar. Die Loks der ČD Baureihe 371 wurden zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 vor den EuroCitys zwischen Dresden und Praha durch geleaste Vectron der Baureihe 193 abgelöst. Seit Juni 2018 verkehrten diese Loks bis Berlin, Hamburg und Kiel. Der
Lokwechsel in Dresden entfiel damit. Sind die „Köndelpresse“ genannten 371er der České Dráhy im Personenzugdienst aus Deutschland nun verschwunden?
Nicht ganz! Neben dem an den Adventswochenenden verkehrendem Zugpaar Os 5276/5277 brachte der Fahrplan 2018 mit dem Zugpaar Os 5274/5275
einen am Wochenende zwischen 30.03. und 28.10.2018 verkehrenden Zug, der planmäßig mit einer ČD 371 bespannt wurde und die Zugbildung aus
fünf Bautzener UIC-Y Wagen bestand.

Der Zug fuhr am Morgen von Ústí nad Labem nach Dresden, verblieb da und kehrte am späten Nachmittag nach Ústí nad Labem zurück. Beim Studieren
des Fahrplans stellte ich fest, dass der Zug zusätzlich am Donnerstag dem 05.07.18 und Freitag dem 06.07.18 verkehren sollte. An beiden Tagen war
Nationalfeiertag in Tschechien. Dies passte perfekt in meine Planung und so war der erste Teil der Reise schnell klar.

05.07.2018

Bereits am Vormittag hatte ich mich bei einem Abstecher nach Olbernhau auf unsere Rundreise eingestimmt. Wir starteten 16:03 Uhr in Chemnitz Hbf mit
dem RE 26923 nach Dresden Hbf, welchen wir 17:05 Uhr erreichten. In Dresden-Altstadt sah ich bereits eine blaue Lok mit blauem Zug abgestellt, welcher
meine Vorfreude weiter steigen ließ. Wir wechselten zum Bahnsteig 3 und 17:25 wurde der RE/Os 5275 nach Ústí nad Labem bereitgestellt.


Einfahrt von ČD 371 003 „Jana“ mit RE/Os 5275 in Dresden Hbf.

Wie die Jahre zuvor konnte ich mein obligatorisches „Knödelbild“ in Dresden machen. Wir suchten uns im B249 (CZ-ČD 51 54 20-41 664-3, Bautzen 1982)
ein freies Abteil. Der Zug war eher spärlich besetzt. Zugbegleitpersonal war nicht an Bord. Es stand zwar ein Mitarbeiter von DB Regio am Bahnsteig,
die Fahrräder einer Familie verlud aber der Lokführer im Gepäckwagen. Pünktlich 17:35 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung.


Bundesbahnklassiker traf Klassiker aus Tschechien.


Blick auf die Festung Königstein und den verspäteten EC 172 aus Budapest (+90 Minuten).


Fahrt durch Königstein. So hatte ich die Fahrten durch das Elbtal in meiner Kindheit in Erinnerung.

Wir erreichten pünktlich Bad Schandau. Hier stieg auch das Zugbegleitpersonal der ČD zu. Das Signal blieb aber rot, der Zug fuhr nicht weiter. Wir erfuhren,
dass die Strecke an der Grenze wegen eines Feuerwehreinsatzes gesperrt sei. Dauer unbekannt. Bereits am Vortag hatte ein Brand zwischen Ústí nad Labem
und Lovosice
für Behinderungen im Bahnverkehr gesorgt. Ich befürchtete schon schlimmes.

Nach 45 Minuten warten sprang das Signal auf Grün und wir konnten unsere Reise fortsetzen. Wir stoppten noch einmal kurz in Schöna und fuhren sehr
langsam über die Grenze. Es roch verbrannt, Feuerwehr war aber keine zu sehen. Wir erreichten 19:23 Uhr Ústí nad Labem hl.n.


Bad Schandau mit dem Raddampfer Kurort Rathen (Baujahr 1896).


Einfahrt in Ústí nad Labem.

In Ústí nad Labem führte unser erster Weg zum Fahrkartenschalter. Für die nächsten Tage in Tschechien kauften wir je ein Jízdenka na léto für 7 Tage für 790 Kč
(30,86 €) pro Person. Es begann zu regnen, wir setzten uns auf den Bahnsteig und warteten auf unseren Zug nach Praha. Geplant war, den Abend bei der JLV ausklingen zu lassen. Der EC 179 „Alois Negrelli“ kam pünktlich 20:13 Uhr eingefahren, aber anders als erwartet. Durch den Brand am Vortag waren die
Umlaufpläne ziemlich durcheinander und so hing am Hacken von ČD 193 293 die MÁV-Garnitur des „Hungaria“. Nun gut, dann eben Utasellátó statt JLV.


Einfahrt von ČD 193 293 „Frantikšek“ mit EC 179 „Alois Negrelli“ in Ústí nad Labem.

Schon beim Betreten des WRmz (H-START 61 55 88-91 107-8) war es uns eigentlich vergangen. Der Wagen war in einem siffig, verdreckten Zustand. Wir hatten aber Hunger und setzten uns. Der demotivierte Kellner brachte uns die verklebte und zerflederte Speisekarte und ließ uns erst einmal schauen. Als wir bestellen wollten erfuhren wir, dass es nur noch Omelett gibt. Ok, dann eben Omelett. Das Omelett wurde mit einer Scheibe Käse noch „übermikrowellt“. Dazu gab es ein steinhartes Brötchen. Genuss auf Schienen sah anders aus.

Während wir noch aßen wurden die anderen Reisenden bereits weit vor Praha hintereinander im Eiltempo abkassiert. Das Speisewagenpersonal zog sich
rasch um, verschloss die Küche und stieg in Praha als Erstes aus. Wir blieben bis zur pünktlichen Ankunft des Zuges 21:24 Uhr sitzen und wurden,
gewollt oder nicht, nicht abkassiert. Wenigstens ein kleiner Trost.

In Praha hatten wir eine Unterkunft für eine Nacht im Bezirk Praha 2 oberhalb des Bahnhofes gebucht und begaben uns auf den Weg dahin.

06.07.2018

Der Wecker klingelte früh, denn bereits kurz vor 7 Uhr wollten wir Praha in Richtung Osten wieder verlassen.


Blick auf das südliche Gleisvorfeld von Praha hl.n.. Die Bahnhofsuhr zeigte 06:25 Uhr.

Erster Zug des Tages sollte der Rx 885 „Slovácký expres“ nach Luhačovice werden. Die Züge der Linie R18 sind das neue Hauptbetätigungsfeld der
ČD Baureihe 371 nach der Ablösung vor den EuroCity im Elbtal geworden. Tschechien ohne Knödel? Geht nicht!


Einfahrt von ČD 371 005 „Pepin“ mit dem Rx 885 „Slovácký expres“.

Im Zug liefen zwar keine Bautzener Abteilwagen, aber ehemalige österreichische UIC-Z Wagen der Gattung Bmz234. Diese verfügen ebenfalls über
Übersetzfenster. Frischluftzufuhr war garantiert. Im Wagen 367 (CZ-ČD 51 54 21-70 519-2) bezogen wir ein Abteil und warteten auf die Abfahrt.
Pünktlich 06:58 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Wir starteten gut gelaunt in einen langen Tag.


Ausfahrt aus Praha hl.n. bei leichtem Regen.

Kurz nach der Abfahrt kam bereits die Minibar durch den Zug. Wir versorgten uns mit etwas Frühstück und Getränken.
Den Kaffee gab es für unschlagbare 10 Kč (0,40 €) am Platz. Die 0,5 l Flasche Wasser kostete 17 Kč (0,70 €).


Unser Abteil im Bmz234 (CZ-ČD 51 54 21-70 519-2).


In Pardubice hatte der Zug planmäßig 5 Minuten Aufenthalt. Dies reichte für ein weiteres „Knödelbild“.

Wir erreichten pünktlich 08:24 Uhr nach 139 Kilometern Choceň. Hier stiegen wir aus und standen zum ersten Mal auf dem Bahnhof,
den wir viele Jahre über die Webcam beobachtet hatten. In Choceň stand für uns ein Richtungswechsel nach Norden an.


Rx 885 „Slovácký expres“ verließ Choceň.



Am Bahnsteig dieselte bereits ČD 854 019 mit dem Sp 1870 „Ostaš“ nach Adršpach vor sich hin. Wir nahmen im Beiwagen der Gattung Bdtn757
(CZ-ČD 50 54 20-29 215-1) Platz. Die Abfahrt verzögerte sich, da wir noch auf einen Anschlusszug aus Richtung Brno warteten.
Mit 6 Minuten Verspätung setzte sich der sehr gut besetzte Zug 08:45 Uhr in Bewegung.


Das frisch renovierte Empfangsgebäude von Náchod.


ČD 854 019 „Babička“ mit Sp 1870 „Ostaš“ in Teplice n.Metují. Hier hatte der Zug planmäßig 20 Minuten Aufenthalt.


Ortsdurchfahrt in Teplice n.Metují.



Trotz des langen planmäßigen Aufenthaltes in Teplice n.Metují erreichten wir 10:52 Uhr mit 7 Minuten Verspätung Adršpach. Der Zug endete hier
und fuhr 11:19 Uhr zurück nach Choceň. Wir hatten eine kleinere Pause geplant und sahen uns etwas um.


Ankunft in Adršpach.


ČD 854 019 „Babička“ setzte in Adršpach für die Rückfahrt um.


Blick in Richtung Bahnhof Adršpach.



Der Anblick der Adršpašsko-Teplické skály (Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt) war imposant. Leider hatten wir nicht so viel Zeit und machten nur
einen kleinen Abstecher vom Bahnhof. Es standen noch einige Zugkilometer für diesen Tag auf unserem Programm.

Weiter geht es im Teil 2.



     
© 2025, Stefan Fritzsch