23.06.2019 - [DE][CZ] Mit dem Zug durch den Zipfel ins Gebirge
Es war längst wieder einmal an der Zeit, einen schienengebundenen Ausflug ins Nachbarland zu unternehmen. In Tschechien kündigten sich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 große Veränderungen an. Mehrere private Betreiber (u.a. Arriva, RegioJet oder die Länderbahn) sollten Leistungen im Nah- und Fernverkehr übernehmen. Auch wenn wir in den letzten Jahren viel in Tschechien unterwegs waren, gab es doch noch Ecken, die bis jetzt von uns unentdeckt blieben. Einige davon sollten mit der České Dráhy 2019 noch entdeckt werden.
Den Anfang im Jahr 2019 machte ein Tagesausflug am 23.06.2019 von Chemnitz in den Schluckenauer Zipfel und das Isergebirge. Dabei hieß es zum Sonntag
früh aufstehen, denn der erste Zug sollte bereits um kurz nach 7 Uhr abfahren.
Sonntags 06:38 Uhr. Tote Hose im Chemnitzer Hauptbahnhof.
Der erste Weg führte an den Fahrkartenautomaten, zum Erwerb eines Sachsen-Böhmen-Tickets für 2 Personen für 33,50 €. Als das Ticket aus dem Automat purzelte ertönte die Ansage, über die verspätete Einfahrt des planmäßig 06:03 Uhr verkehrenden RE 3 nach Dresden. Für die Anzeigetafel direkt über uns war dieser Zug aber nicht existent. So liefen wir zum Bahnsteig 10 und tatsächlich fuhr 06:45 Uhr ein RE 3 nach Dresden ein. Wir beschlossen schon mit diesem,
statt wie geplant erst 07:03 Uhr zu fahren. Lieber zu früh als zu spät.
Die Abfahrt verzögerte sich noch bis 06:55 Uhr. Der Grund wurde wenig später ersichtlich. Zwischen Chemnitz-Hilbersdorf und Niederwiesa war ein CityLink der Chemnitz Bahn scheinbar liegen geblieben und so stand in diesem Abschnitt nur ein Gleis zur Verfügung. Dresden Hbf erreichten wir exakt 60 Minuten später
und hatten direkt Anschluss an die S 1 nach Bad Schandau, welche Dresden Hbf 07:59 Uhr verließ. Wir erreichten pünktlich 08:43 Uhr Bad Schandau,
30 Minuten eher als geplant und hatten daher einen kleinen Aufenthalt.
DB 146 016 hatte uns nach Bad Schandau gebracht.
Nächster Abschnitt unserer Reise sollte die Fahrt mit der U 28 durch das Sebnitztal bis nach Rumburk werden. Pünktlich kam 642 039 aus Děčín hl.n.
eingefahren und 09:18 Uhr beschleunigte der Desiro aus dem Bahnhof, um nach einem Rechtsbogen die Elbe zu überqueren.
Wir schlängelten uns das Tal hinauf, überquerten zwischen Sebnitz und Dolní Poustevna die Grenze zu Tschechien und erreichten 09:58 Uhr Mikulášovice
dolní nádraží. Hier hieß es umsteigen. Der Bahnhof wurde gerade saniert und komplett auf links gedreht. So stand nur ein Gleis zur Verfügung, auf dem sich
die Züge aus Děčín und Rumburk trafen, um gegenseitig die Fahrgäste auszutauschen und in die Richtung zu verschwinden, aus der sie gekommen waren.
Auf dem Bahnhof wurde auch zum Sonntag kräftig gebaut.
Umstieg in Mikulášovice dolní nádraží von DB 642 039 (Vordergrund) in DB 642 035 (Hintergrund).
Auch Sonntags wurde kräftig gebaut. Mit DB 642 039 waren wir aus Bad Schandau gekommen.
Mit leichter Verspätung verließen wir Mikulášovice dolní nádraží und erreichten 10:30 Uhr Rumburk. Hier sollten wir mit 44 Minuten den längsten
Aufenthalt an diesem Tage haben. Schließlich stand das Zugfahren im Vordergrund und es lagen noch einige Kilometer vor uns.
Aus Kolín fuhr 10:35 Uhr ČD 854 016 ein, um 11:14 Uhr als R 1105 „Bezděz“ die Rückreise dahin anzutreten. Diese, als R 22 bezeichnete Linie,
wurde Ende 2019 durch Arriva vlaky s.r.o. von der České Dráhy übernommen.
Einfahrt von ČD 854 016 „Pistalka“ als R 1110 aus Kolín in Rumburk.
Nachdem der Zug von einer fleißigen Dame gereinigt wurde, nahmen wir im Steuerwagen der Gattung ABfbdtn795 (CZ-ČD 50 54 80-29 212-5) Platz
und pünktlich erfolgte die Abfahrt in Rumburk. Die angenehme Außentemperatur ließ einem die Fahrt am offenen Fenster genießen.
Ausfahrt in Jedlová. Links das Gleis nach Česká Lípa, rechts nach Děčín.
Blick auf den Ort Svor und das Lausitzer Gebirge.
Wir erreichten 12:10 Uhr nach 45 Kilometern Česká Lípa hl.n. und stiegen aus. Nächstes Etappenziel war Liberec und R 1149 „Ploučnice“ sollte uns dahin
bringen. Mit etwas Verspätung kam ČD 843 017 aus Ústí nad Labem eingefahren. Wir nahmen im Beiwagen der Gattung Btn753 (CZ-ČD 50 54 29-29 008-1)
Platz und 12:27 Uhr, mit 5 Minuten Verspätung, setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
Das neue Empfangsgebäude von Česká Lípa hl.n. mit ČD 814 155 als Os 6108 nach Postoloprty.
Einfahrt von ČD 843 017 als R 1149 „Ploučnice“ nach Liberec.
Zugkreuzung in Rynoltice mit ČD 843 016 als R 1168 nach Ústí nad Labem hl.n..
Blick zurück auf das Neuländer Viadukt.
Einfahrt in Liberec.
Wir erreichten pünktlich 13:28 Uhr Liberec nach 59 Kilometern. Schnell wechselten wir den Bahnsteig, den bereits 13:35 Uhr war die Abfahrtszeit des nächsten
Zuges unserer Rundfahrt erreicht. Am südlichen Kopfbahnsteig warteten zwei Stadler RS 1 der ČD Baureihe 840, welche als Os 2662 nach Szklarska Poreba
die Ehre hatten, uns als Gäste begrüßen zu dürfen.
ČD 840 013 und 840 011 als Os 2662 in Liberec.
Die Fahrt führte bis Smržovka stetig bergan, um danach bis Tanvald erst einmal wieder abzufallen. In Tanvald beginnt der Abschnitt der Tannwalder Zahnradbahn (Tanvaldská ozubnicová dráha). Diese ist eine der letzten noch betriebsfähigen normalspurigen Zahnradbahnstrecken Europas für kombinierten Reibungs- und Zahnradbetrieb und die steilste noch in Betrieb befindliche Strecke in Tschechien. Ganz ohne Zahnstangenunterstützung quälten sich die Triebwagen die
Steigung mit bis zu 58 Promille den Berg hinauf.
Wir erreichten 14:45 Uhr den ehemaligen Grenzbahnhof Kořenov und stiegen aus, um uns etwas umzusehen. Am nördlichen Bahnhofskopf befindet sich
der zwischen 2015 und 2016 durch den Verein Železniční společnost Tanvald wieder aufgebaute Lokschuppen. Im Empfangsgebäude ist ein kleines Museum untergebracht. Wir drehten eine kleine Runde, viel Zeit blieb uns auch auf diesem Bahnhof nicht.
Der wiederaufgebaute Lokschuppen in Kořenov.
Mit dem Os 2661 traten wir 15:04 Uhr den Rückweg an. Wir nutzten den Zug, bestehend aus zwei Stadler RS 1, für 7 Kilometer zurück bis Tanvald, wo wir
15:23 Uhr ankamen. Am 1. Bahnsteig stand bereits unser nächster Zug bereit. Dies sollte der R 1149 „Jizera“ von Tanvald über Turnov in Richtung Praha
werden. Diese, als R 21 bezeichnete Linie, wurde ab Dezember 2019 ebenfalls von Arriva vlaky s.r.o. übernommen.
Einfahrt von ČD 840 012 und 840 014 aus Szklarska Poreba in Kořenov.
Grabmal von Josef Riedl, dem ehemaligen Besitzer der örtlichen Glashütte in Desná.
Ankunft in Tanvald. Rechts stand ČD 854 031 „Catka“ mit dem R 1149 „Jizera“ nach Praha.
Eigentlich sollte der R 1149 am Wochenende aus Taucherbrille und Bautzener Wagen der Gattungen BDs449 und Bdmtee281 bestehen, wurde aber aufgrund von Bauarbeiten im Raum Prag seit März 2019, wie unter der Woche, als Kombination aus Triebwagen der ČD Baureihe 854 und Beiwagen gefahren. Die Fenster
gehen auch bei diesen Fahrzeugen auf, dies war die Hauptsache. Wir nahmen im Beiwagen der Gattung Bdtn757 (CZ-ČD 50 54 20-29 236-7) Platz.
Pünktlich 15:50 Uhr setzte der Zug sich in Bewegung. Wir kamen aber nur bis Velké Hamry. Hier warteten wir 15 Minuten auf den verspäteten Gegenzug.
Nach der Zugkreuzung rumpelten wir das Tal der Kamenice hinunter.
In Turnov bekam unser Zug dann Verstärkung. ČD 854 032 sowie zwei Beiwagen wurden angehangen. Dies war auch nötig, denn der Zug war sehr gut besetzt.
Bei der Abfahrt in Turnov hatten wir unsere Verspätung auf 10 Minuten reduziert.
Blick auf die Příhrazské skály (Pschichraser Felsen).
Ausfahrt aus Mladá Boleslav hl.n.
Mit nur noch 6 Minuten Verspätung erreichten wir 17:55 Uhr Všetaty und stiegen aus. Wir wechselten auf die andere Seite des Inselbahnhofes und warteten
auf den nächsten Zug. Dieser wurde mit wenigen Minuten Verspätung gemeldet.
Ausfahrt des R 1149 „Jizera“ in Všetaty in Richtung Praha.
Auf der Westseite des Empfangsgebäude verlaufen die Gleise der Strecke Nymburk - Děčín.
Dann kam auch schon ČD 163 094 mit dem R 784 „Střekov“ von Kolín nach Ústí nad Labem zapad eingefahren. Ziel war natürlich der im Zugverband laufende Bautzener AB349 (CZ-ČD 51 54 39-41 017-3, Bautzen 1984). Wir bekamen einen Platz und hatten ab Mělník das Abteil für uns. Die Abfahrt verzögerte sich noch etwas, da wir auf den Anschluss des verspäteten R 1140 warteten. Mit 5 Minuten Verspätung setzte sich 18:12 Uhr der Zug in Bewegung.
Von Kořenov über Tanvald und Všetaty war das Sachsen-Böhmen-Ticket natürlich nicht gültig. Dies konnten wir erst ab Litoměřice wieder nutzen.
Für die Strecke dazwischen kauften wir vorab Tickets. Mein Vater als Generation 65+ bezahlte für die 163 Kilometer ganze 59 Kč (2,30 €).
Ich löste ČD-Bonuspunkte ein, die sowieso Ende Juni verfallen wären und hatte eine Gratisfahrt.
Fahrt entlang der Elbe mit dem Kraftwerk Mělník im Hintergrund.
Die Sitze im AB349 waren mit dem aktuellen Design bezogen.
Zukreuzung in Sebuzín mit ČD 163 061 und dem R 795 nach Kolín.
Wir erreichten 19:05 Uhr mit noch 3 Minuten Verspätung Ústí nad Labem Střekov und stiegen aus. Wir wollten bis Děčín weiter die rechtsseitige Elbstrecke nutzen. Vor dem Empfangsgebäude wartete bereits ČD 814 117 als Os 6474 nach Děčín hl.n. auf uns. Diese, als U 7 bezeichnete Linie, wurde ab Dezember 2019 von RegioJet ÚK a.s. neben weiteren Linien im Ústecký kraj von der der České Dráhy übernommen.
ČD 163 094 hatte den R 784 nach Ústí nad Labem geschoben.
ČD 814 117 als Os 6474 nach Děčín hl.n..
Die RegioNova setzte sich pünktlich 19:12 Uhr in Bewegung. Wir genossen die Fahrt mit tiefstehender Abendsonne am offenen Fenster.
Ausfahrt aus Ústí nad Labem Střekov. Links die Strecke nach Ústí nad Labem zapad.
In Děčín überquerten wir wieder die Elbe mit dem Blick auf das Schloss.
Auf die Minute pünktlich erreichten wir Děčín hl.n. 19:55 Uhr. Da es vorhersehbar ein langer Tag werden würde, hatten wir vorher beschlossen, statt mit dem Sachsen-Böhmen-Ticket bis Chemnitz jeden Halt mitzunehmen, ab Děčín den EC 258 „Porta Bohemica“ bis Dresden zu nutzen, um Anschluss an den RE 3
zu haben. Die Fahrkarten für den EuroCity kaufte ich wenige Tage vor unserer Fahrt für zusammen 371 Kč (14,50 €).
Mit erscheinen der ersten Fahrplanentwürfe für Tschechien 2020 wurde ersichtlich, dass der EC 258 leider verschwinden sollte. So war dies auch eine kleine Abschiedsfahrt. Leider hatte der Zug 12 Minuten Verspätung, 3 Minuten mehr als unser Übergang in Dresden betrug.
Einfahrt von ČD 193 292 „Ronka“ mit dem EC 258 „Porta Bohemica“ nach Leipzig Hbf in Děčín hl.n..
Felix Bochmann lichtete den Zug in Königstein ab. Vielen Dank für das Bild.
Im Wagen 260, einem Bmz245 (CZ-ČD 73 54 21-91 004-4) fanden wir zwei Plätze. Der Zug war sehr gut besetzt, der Speisewagen bis auf den letzten Platz belegt. Leider wurde die Verspätung nicht weniger und so erreichten wir 20:55 Uhr Dresden Hbf. Der RE 3 war natürlich abgefahren. Warten auf Anschluss, wie in Tschechien üblich, gibt es in Deutschland zwischen DB und Privatbahnen nicht unbedingt.
Einen langen Aufenthalt hatten wir in Dresden trotzdem nicht. Die RB 30 sollte, baustellenbedingt nur bis Glauchau, 21:06 Uhr abfahren. Als kleinen Trost
für den verpassten Anschluss schien die Sonne herrlich in die Bahnhofshalle und erzeugt eine wunderbare Lichtstimmung.
1440 210 stand als RB 30 nach Glauchau bereit.
Die Abfahrt des Zuges verspätete sich um 3 Minuten, die 3 Minuten, die der RE 3 auch hätte warten können. Bis Chemnitz nahmen wir nun doch noch
jeden Halt mit. Nach einem langen Tag können einen die ständigen Ansagen in den Zügen der MRB einfach nur noch nerven.
Nach 647 Kilometern hatten wir 22:25 Uhr den Chemnitzer Hbf wieder erreicht. Es war wieder eine sehr schöne Rundfahrt und ein
Vorgeschmack auf den Juli 2019, denn da ging es für mich gleich zweimal mit dem Zug durch mein Eisenbahn-Lieblingsland.