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  21.07.2024 - [DE] Zum Abkühlen in den Zug  



Nachdem ich wieder einmal über einen Bildbericht und die Fahrpläne der Seenlandbahn gestolpert war, reifte in mir kurzfristig die Überlegung, auch einmal mit
zu fahren um so die Möglichkeit zu nutzen, den seit Mai 1998 planmäßig nur noch im Güterverkehr genutzten Streckenabschnitt von Kamenz nach Hosena zu bereisen. Nachdem es von 2014 bis 2016 schon einmal einen touristischen Verkehr auf der Strecke gab, besteht seit 2020 die Möglichkeit, die Strecke mit einem
Zugpaar von Dresden nach Senftenberg an sieben Wochenenden im Jahr während der sächsischen Sommerferien zu bereisen.

Meine Wahl fiel dabei auf den Sonntag im fünften Ferienwochenende. Es sollte mit Temperaturen über 30 Grad einer der heißesten Tage des Jahres und
bis dahin weltweit der heißeste bisher gemessene Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Was kann man da besseres machen, statt zu schwitzen
im klimatisierten Triebwagen die Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen? Da auch noch zwei Strecken in der Lausitz auf meiner offenen Liste der zu
bereisenden Strecken standen, entstand ein tagesfüllender Ausflug mit kurzen Übergängen, um die Zeit im Freien so gering wie möglich zu halten.

Beginnen wollte ich die Rundfahrt mit dem IC 2270 um 08:26 Uhr von Chemnitz nach Dresden. Ein Blick am frühen Morgen in die Auskunftsmedien zeigte,
dass die Fahrt wegen technischer Störung am Zug entfiel. So hieß es etwas sputen und den RE 3 knapp 20 Minuten eher zu benutzen. Diese war zwei Minuten verspätet und so startete ich 08:06 Uhr in einem zum Sonntagmorgen noch mit ausreichend freien Plätzen zur Verfügung stehenden Zug in den Tag.


1440 211 brachte mich als RE 74007 von Chemnitz Hbf nach Dresden Hbf.

In Dresden kam es ab diesem Tag baustellenbedingt zu einigen Änderungen. Der RE 3 verkehrte zwischen Tharandt und Dresden in den Fahrplanlage der S 3 mit allen Unterwegshalten und erreichte dadurch erst 09:22 Uhr sein Ziel. Die Seenlandbahn startete ihre Fahrt nicht mehr im Hauptbahnhof, sondern in Dresden-Mitte.

Ich musste also noch bis mindestens Dresden-Mitte kommen und hatte nicht viel Zeit. Dabei bot es sich an, dass der RE 50 nach Leipzig verspätet war und nach meiner Ankunft in Dresden Hbf noch bahnsteiggleich auf seine Abfahrt wartete. Schnell umgestiegen und wenig später setzte sich der Zug in Bewegung. In Dresden-Mitte standen die Triebwagen der Seenlandbahn nach Senftenberg noch am Bahnsteig, obwohl sie eigentlich laut Fahrplan schon in Dresden-Neustadt sein sollten. Ich stieg aus, aber die Türen des Zuges waren bereits verriegelt. So ging es schnell wieder zurück in den RE 50 und ich fuhr bis Dresden-Neustadt weiter.


Einfahrt von DB 642 139 und 642 189 in Dresden-Neustadt.

Mit Verspätung kam der Zug dann in Dresden-Neustadt eingefahren. Er bestand aus zwei Desiro-Triebwagen und fuhr bis Kamenz als S 8 (16611) und von da
weiter als RB 16656 nach Senftenberg. Der Bahnsteig war gut gefüllt, der Großteil der Reisenden stieg nach der Einfahrt in den ersten Triebwagen ein.


Die S 8 (16611) nach Kamenz und weiter als RB 16656 nach Senftenberg war eingefahren.

Ich entschied mich für den hinteren Triebwagen und merkte, dass dieser etwas wärmer war. Schnell fiel mir auch der Grund dafür ins Auge.



Dieser Triebwagen war spärlich gefüllt und ich setzte mich im ehemaligen 1. Klasse Bereich in eine zweier Sitzgruppe. Da eine angenehme Ruhe im Triebwagen herrschte und ich unter einem Lüftungsauslass saß entschied ich, trotz defekter Klimaanlage in diesem Triebwagen zu bleiben und nicht umzusteigen.
Es war nicht heiß und absolut erträglich darin. Mit 4 Minuten Verspätung setzte sich der Zug 09:46 Uhr in Dresden-Neustadt wieder in Bewegung.


Mein Platz im ehemaligen 1. Klasse Bereich des zweiten Triebwagens.

Nach 45 Kilometern war 10:26 Uhr Kamenz erreicht. Auch hier stieg eine große Anzahl Reisender, vor allem im ersten Triebwagen, zu.
Nach 4 Minuten Aufenthalt setzte der Zug, nun als RB 16656, seine Reise nach Senftenberg fort. Der folgende Streckenabschnitt bis Hosena wird, abgesehen
von der Seenlandbahn, nur noch im Güterverkehr befahren. Es gibt aber Überlegungen, ihn mittelfristig wieder für den Personenverkehr zu aktivieren.


In Cunnersdorf standen einige Loks aus der DDR Schienenproduktion.


Das Empfangsgebäude von Wiednitz.

Es war eine angenehme Fahrt über eine Strecke mit noch etwas mehr Eisenbahnflair und besetzten Stellwerken. Von diesen freute man sich offensichtlich über die wochenendliche Abwechslung auf der Strecke. Der Zielbahnhof Senftenberg war 11:02 Uhr nach insgesamt 80 Kilometern von Dresden-Neustadt erreicht.


RB 16656 nach der Ankunft in Senftenberg. Der erste Triebwagen war sehr gut gefüllt.

Allzu lang wollte ich mich nicht im Freien aufhalten und so fuhr ich 11:10 Uhr mit dem RE 18408 von Dresden nach Cottbus weiter. Der Zug leerte sich nach seiner Ankunft in Senftenberg fast komplett mit Umsteigern nach Berlin. Diese mussten auf Grund von Bauarbeiten bei Wünsdorf den Umweg über Senftenberg nehmen.


Einfahrt von DB 442 148 als RE 18408 von Dresden-Neustadt nach Cottbus Hbf in Senftenberg.

Da ich statt gen Norden in Richtung Osten wollte, stieg ich nach 11 Minuten in Neupetershain wieder aus. Im Gegensatz zu Senftenberg gibt es hier noch ein großes, schattenspendendes Bahnsteigdach. Weitere 11 Minuten später fuhr ich mit der RB 18429 aus Cottbus 11:33 Uhr zurück bis Ruhland, wo ich 11:58 Uhr ankam.


Neupetershain. Der Bahnhof hat, wie so viele in Deutschland, auch schon bessere Zeiten gesehen.


Einfahrt von DB 463 100 als RB 18429 von Cottbus Hbf nach Falkenberg (Elster) in Neupetershain.

In Ruhland hatte ich wieder nur einen kurzen Übergang auf den RE 18429 nach Hoyerswerda. Dieser kam übervoll aus Dresden eingefahren,
leerte sich aber in Ruhland nahezu komplett. Nach Hoyerswerda wollte wohl kaum einer fahren und so hatte ich eine große Auswahl an Sitzplätzen.

Um 12:03 Uhr setzte ich meine Reise im gut klimatisierten Triebwagen fort und 20 Minuten später erreichte ich pünktlich Hoyerswerda. Hier hatte ich mit 20 Minuten den ersten größeren Übergang des Tages. Ich schaute mich kurz etwas um, bevor ich den nächsten Triebwagen meiner Rundreise betrat.


Einfahrt von DB 442 149 als RE 18429 von Dresden-Neustadt nach Hoyerswerda in Ruhland.


Viel Sitzplatzauswahl im RE 18429 zwischen Ruhland und Hoyerswerda.


Angekommen in Hoyerswerda.

Meine Reise setzte ich 12:43 Uhr im Stadler Triebwagen der ODEG fort. Mit der RB 52961 fuhr ich über die modernisierte Horka-Schiene ins 72 Kilometer entfernte Görlitz. Bei der Abfahrt in Hoyerswerda war ich der einzigste Fahrgast. Auf seinem Weg nach Görlitz stiegen aber ein paar Reisende zu, es blieb aber überschaubar.


ODEG 646 043 als RB 52961 nach Görlitz. Mit DB 442 149 links daneben war ich nach Hoyerswerda gekommen.


Es gab wieder eine große Auswahl an freien Sitzplätzen.


Blick über das Speicherbecken Lohsa.

Mit 3 Minuten Verspätung erreichte ich 13:38 Uhr Görlitz. Bahnsteiggleich sollte es nur wenige Minuten später weiter in Richtung Cottbus gehen.
Die Anzahl der Wartenden auf dem Bahnsteig kündigte bereits an, dass es für mich jetzt erst einmal vorbei ist mit dem Reisen in wenig besetzten Zügen.


Ankunft in Görlitz.



Die RB 68822 der ODEG kam 13:40 Uhr aus Zittau eingefahren und setzte 13:44 Uhr ihre Reise nach Cottbus Hbf fort. Der Triebwagen war sehr gut besetzt,
ich fand aber einen guten Sitzplatz auf der sonnenabgewandten Seite. Neben der Horka-Schiene hatte ich auch hier einen Teil der Strecke noch nie bereist.


Einfahrt von ODEG 642 411 als RB 68822 in Görlitz.


Knapp eine halbe Stunde vorher war ich bereits schon einmal durch Kodersdorf gekommen.

Der Triebwagen füllte sich von Station zu Station, so dass irgendwann nicht mehr genügend Sitzplätze zur Verfügung standen. Zwischen Schleife und Cottbus
hatte ich die Strecke bereits 2003 während meiner Anreise zur Zivildienstschule bereist. Damals verkehrte hier die Lausitzbahn, ebenfalls mit Triebwagen der
Baureihe 642. Heute firmiert das Unternehmen und dem Name Transdev Regio Ost und betreibt u.a. den RE 6 zwischen Leipzig und Chemnitz.

Cottbus erreichte ich 14:58 Uhr nach 94 Kilometern mit 2 Minuten Verspätung. Ich hatte nun zwei Optionen für die Rückreise nach Chemnitz. Bei beiden wurde
eine hohe Auslastung erwartet. Ich entschied mich für den stressfreieren mit nur einem großzügigen Umstieg über Leipzig. Über Dresden hätte ich zwei knappe Umstiege in Ruhland und Dresden gehabt. Ich wechselte schnell zum Bahnsteig 6, hier stand schon der RE 18391 von Frankfurt (Oder) nach Leipzig bereit.


DB 463 099 als RE 18391 nach Leipzig Hbf in Cottbus Hbf.

Der Zug war sehr gut besetzt. Ich fand aber einen, nicht ganz so schönen, freien Sitzplatz. Pünktlich 15:03 Uhr setzte sich der Triebwagen in Bewegung.

Auch hier nahm in jeder Station die Anzahl der Reisenden zu. Der Weg durch den Triebwagen zur Toilette war nicht mehr ohne weiteres möglich. Da für den RE
aus Hoyerswerda nach Leipzig, mit welchem der RE aus Cottbus in Falkenberg (Elster) vereint wurde, eine geringe Auslastung angezeigt wurde endschied ich,
nach dem Kuppelvorgang dahin zu wechseln. Ich war nicht der Einzige mit dieser Idee und bereute meine Entscheidung nicht. In diesem Triebwagen gab es genügend Platz und so setzte ich meine Reise ab Falkenberg (Elster) im RE 18191 wesentlich angenehmer fort.


Fahrt über die Elbe in Torgau. Das Wabenmuster im Fenster hinterlässt im Foto einen Eindruck.


DB 463 106 nach der Ankunft in Leipzig Hbf. In Falkenberg (Elster) war ich vom dann hinteren Triebwagen in diesen gewechselt.

Für die letzte Etappe hatte ich dann aber genug von klimatisierten Zügen und wollte die Sommerhitze noch einmal voll genießen. Es ist wohl der letzte Sommer
für die Übersetzfenster zwischen Leipzig und Chemnitz. Dies musste noch einmal schweißtreibend erlebt werden. Mit einer knappen halben Stunde hatte ich den größten Übergang des Tages. Ich machte mich auf den Weg zum Bahnsteig 23 und der RE 74184 war bereits sehr gut besetzt. Ich fand noch einen Fensterplatz
im Bomz520 (D-TDRO 55 80 21-33 007-8). Das Abteil füllte sich, wie der gesamte Zug, bis zur Abfahrt. Pünktlich 17:21 Uhr verließ der Zug Leipzig Hbf.


TDRO 223 053 schob den RE 74184 nach Chemnitz Hbf.


Ankunft in Chemnitz Hbf.

Die warme Sommerluft wedelte zwar während der Fahrt durch das offene Fenster, verhinderte aber nicht, dass man langsam ins Schwitzen kam. Auf Grund verspäteter Gegenzüge erreichte ich 18:28 Uhr Chemnitz Hbf mit 3 Minuten Verspätung. Insgesamt war ich 626 Kilometer an diesem Tag unterwegs gewesen.
Ich wechselte ins Auto, dessen Thermometer ab Abend immer noch 32 Grad anzeigte. In den klimatisierten Zügen ließ es sich bei der Hitze bestens aushalten.



 

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© 2024, Stefan Fritzsch