21.09. - 22.09.2024 - [CZ] Auf zwei Achsen durch den Ústecký kraj - Teil 1
Das Wetter zeigte im September zwei verschiedene Seiten. Der Monat startete sommerlich warm mit viel Sonnenschein. Mitte des Monats folgte dann ein großer Wetterumschwung mit viel Niederschlag, welcher zum Teil zu schweren Überschwemmungen in Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei führte. Anschließend kehrte mit Hoch Serkan der Spätsommer zurück. Dabei sollte die Sonne bei angenehmen Temperaturen von früh bis spät vom wolkenfreien Himmel scheinen. Da das böhmische Becken auch nicht vom herbstlichen Nebel heimgesucht wurde, musste diese Wetterlage ganz spontan noch einmal zu einem Ausflug auf die andere Seite des Erzgebirgskamms genutzt werden. Mit der Wiederinbetriebnahme eines Streckenabschnittes gab es auch ein erstes Reiseziel für meinen Vater und mich.
21.09.2024
Zum dritten Mal in diesem Jahr wählten wir für die Anreise von Chemnitz nach Böhmen die Verbindung aus InterCity und RE 20. Als Deutschlandticketinhaber ist dies die günstigste Variante. Da mein Vater kein Deutschlandticket hatte, kaufte ich zwei Tage vorher für Ihn einen SuperSparPreis von Chemnitz bis Děčín für 15,99 €.
Im Gegensatz zu unseren vorherigen Fahrten im Sommer, war es im September so früh am Morgen noch dunkel. Der IC 2272 nach Warnemünde verkehrte auf Grund von Bauarbeiten auch etwas früher und sollte Chemnitz Hbf planmäßig 06:12 Uhr verlassen. Für samstags üblich, bestand er aus zwei Kiss 2-Triebwagen. Wir nahmen im Unterdeck des vordersten Wagen Platz. Hier lässt es sich vis-a-vis bequemer sitzen als auf den Bänken im Oberdeck. Pünktlich erfolgte die Abfahrt.
Tz 4110 und 4109 als IC 2272 nach Warnemünde in Chemnitz Hbf.
Die Auslastung war gering, wir hatten das komplette Unterdeck bis Dresden für uns allein. Auf dem Weg nach Dresden wurde es langsam hell draußen, die Sonne ging auf und sorgte für eine wunderbare Lichtstimmung. Mit 3 Minuten Verspätung erreichten wir 07:13 Uhr die Landeshauptstadt und stiegen aus.
Tz 4109 nach der Ankunft in Dresden Hbf. Die Sonne war erst vor 25 Minuten aufgegangen.
Da wir nun über eine halbe Stunde Übergang bis zum nächsten Zug hatten, wurde erst einmal etwas Verpflegung für den Tag gekauft. Die Bereitstellung des RE/Os 5279 nach Litoměřice mesto ließ etwas auf sich warten, der Zug wurde erst zu seiner planmäßigen Abfahrtszeit 07:47 Uhr am Bahnsteig 3 bereitgestellt.
Bereitstellung von DB 642 038 und einem weiteren DB 642 als RE/Os 5279 nach Litoměřice mesto.
Es standen zwar viele Personen auf dem Bahnsteig, diese wollten aber in eine andere Richtung. So blieb die Auslastung überschaubar und wir hatten keine Probleme einen Platz zur Elbseite zu finden. Mit 3 Minuten Verspätung erfolgte 07:50 Uhr die Abfahrt des Desiro-Doppelgespanns. Der führende Triebwagen war in zwei Klimazonen geteilt. Während im vorderen Teil die Klimaanlage auf Anschlag lief, war im hinten Teil scheinbar die Heizung voll aufgedreht.
Ab der Grenze nutzten wir für den restlichen Tag eine DÚK-Tageskarte für den kompletten Ústecký kraj für 170 Kč (6,85 €) für einen Erwachsenen und 85 Kč (3,42 €) für einen Senior. Unser erstes Ziel in Tschechien war Děčín. Da wir aber bis zur Abfahrt des nächsten Zuges ausreichend Zeit hatten, blieben wir sitzen und fuhren bis Ústí nad Labem hl.n. weiter, wo wir 09:10 Uhr, mit 2 Minuten Verspätung, ankamen. Wir wechselten sofort den Bahnsteig und pünktlich 09:15 Uhr brachte uns der Os/RE 5274 „Letní kometa“ nach Dresden Hbf zurück bis Děčín hl.n..
ČD 371 003 mit dem Os/RE 5274 „Letní kometa“ nach Dresden Hbf. Rechts hatte 193 986 den R 607 „Krušnohor“ aus Cheb gebracht.
Wir verließen Ústí nad Labem direkt wieder in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren.
Der Zug war gut besetzt, wir hatten aber keine Problem ein freies Abteil im B249 (CZ-ČD 51 54 20-41 926-6, Bautzen 1985) zu finden. Ein Großteil der Leute stieg nach 15 Minuten Fahrt in Děčín hl.n. wieder mit uns aus. Immerhin hatten wir mit dem Abstecher nach Ústí nad Labem etwas mehr als eine halbe Stunde Wartezeit angenehm bei einer Fahrt am Übersetzfenster überbrückt. Wir sollten trotzdem noch über eine Stunde Aufenthalt hier haben bevor es weiterging.
ČD 371 003 verließ mit dem Os/RE 5274 „Letní kometa“ Děčín hl.n. in Richtung Dresden Hbf.
Als nächstes wollten wir ein Stück die als „Ziegenbahn“ vermarktete Strecke von Děčín hl.n. nach Oldřichov u Duchcova bereisen. Nach der Einstellung des regulären Verkehrs am 09.12.2007 wird die Strecke seit 2020 Stück für Stück wieder reaktiviert und seit April 2022 an Wochenenden ein touristischer Verkehr angeboten. Die Nutzung der touristischen Linien sind in der DÚK-Tageskarte enthalten. An diesem Tag fand die Wiedereröffnung eines weiteren, 9 Kilometer langen Streckenabschnittes von Telnice bis Krupka město statt. Der Betreiber der Züge hatte auf Grund der zu erwartenden Reisenden von einer Kapazitätserhöhung von 200% gesprochen. Daher stand die Hoffnung im Raum, dass statt der sonst üblichen Brotbüchsen u.a. eine Nähmaschine der Baureihe 831 verkehren könnte.
Wir mussten noch etwas auf den Zug warten, dieser kam 10:24 Uhr aus Krupka město eingefahren. Leider wurde es nichts mit der Nähmaschine. Die planmäßige Garnitur aus zwei 810 war nur durch einen Btax in der Mitte verstärkt. Dies machte bei mir nur 50% statt 200% mehr Kapazität. Es bestand aber noch im Laufe des Tages auf einer anderen touristischen Linie die Hoffnung auf eine Mitfahrt in einer Nähmaschine. Wir waren noch nie in den Genuss einer Mitfahrt gekommen.
Einfahrt von KŽC 810 656 und 810 535 als Os 218312 „Podkrušnohorský motoráček“ aus Krupka město in Děčín hl.n..
Die Garnitur sollte als Os 218313 zurück nach Krupka město fahren.
Am Bahnsteig wartete eine ordentliche Anzahl an Reisenden auf den Zug. Da er schon gut besetzt ankam, gab es bereits ab Děčín fast keine Sitzplätze mehr. Da sich mein Vater gut positioniert hatte, bekamen wir gute Fensterplätze. Wir warteten noch den verspäteten Rychlík aus Praha ab und 10:53 Uhr, mit 14 Minuten Verspätung, erfolgte die Abfahrt. Der Zug fuhr ein kurzes Stück bis Děčín západ, um dort Kopf zu machen. Die Strecke führt dann größtenteils durch den Wald.
Eine der wenigen Stellen wo es aus dem Zugfenster an der Strecke etwas zu sehen gibt befindet sich bei Modrá.
Bei Malé Chvojno lichtete Daniel Reitmann den Zug ab. Vielen Dank für das Bild.
Die Triebwagen hatten mit der vollen Besetzung sichtlich ihre Mühe, so dass unsere Verspätung immer mehr anwuchs. Mit 29 Minuten Verspätung erreichten wir 12:07 Uhr mit Krupka město die derzeitige Endstation der Strecke. Durch die Verspätung hatten wir nur einen kurzen Aufenthalt hier und fuhren 12:21 Uhr wieder zurück nach Děčín. Auf der Rückfahrt als Os 218314 „Podkrušnohorský motoráček“ war der Zug auch nicht mehr ganz so voll.
KŽC 810 656 nach der Ankunft in Krupka město.
Blick auf die Bazilika Panny Marie Bolestné und das böhmische Mittelgebirge im Hintergrund.
Da wir wieder 6 Minuten Verspätung gesammelt hatten und auf der Hinfahrt über 5 Minuten beim Fahrtrichtungswechsel in Děčín západ standen entschieden wir, da es die Zeit bis zum nächsten Zug auch her gab, bereits 13:18 Uhr in Děčín zastávka auszusteigen und das kurze Stück zum Hauptbahnhof zu laufen.
KŽC 810 535 und 810 656 verließen als Os 218314 „Podkrušnohorský motoráček“ Děčín zastávka.
Der Zug war natürlich vor uns da, wir hatten uns aber wenigstens etwas bewegt. Angekommen in Děčín hl.n. setzten wir unsere Reise 13:30 Uhr im RegioPanther als Os 6818 in Richtung Kadaň fort. Nach 40 Kilometern und 50 Minuten Fahrt erreichten wir 14:20 Uhr, mit 3 Minuten Verspätung, Teplice v Čechách und stiegen aus.
Es stand die Fahrt mit dem nächsten Zweiachser auf dem Programm. Mit dem Os 16115 wollten wir ins Böhmische Mittelgebirge nach Radejcín fahren. Eigentlich sollten auf der Strecke schon Regio-Shuttle RS 1 verkehren, noch taten aber die Brotbüchsen oder auch als RegioMouse vermarkteten Fahrzeuge ihren Dienst. Am Hausbahnsteig stand ČD 809 345 bereit und sollte sich pünktlich 14:34 Uhr auf den 24 Kilometer langen Weg machen. Endlich wieder ein Übersetzfenster.
ČD 809 345 als Os 16115 nach Radejcín in Teplice v Čechách.
Einfahrt in Úpořiny zeitgleich mit dem Gegenzug Os 16112.
In Úpořiny warteten wir auf den verspäteten Os 16523 von RegioJet aus Most. Dadurch konnte ich noch ein Foto des Triebwagens von außen machen.
ČD 809 345 als Os 16115 in Úpořiny.
Blick vom böhmischen Mittelgebirge auf den Erzgebirgskamm.
Die Sitze des Triebwagens waren während seiner Fahrt mal mehr, mal weniger belegt. Mit 5 Minuten Verspätung erreichten wir 15:25 Uhr Radejcín. Seit dem Erdrutsch im Juni 2013 ist die Strecke weiter nach Lovosice unterbrochen und es besteht Schienenersatzverkehr. Mit uns wechselte noch eine dreiköpfige Familie in den gummibereiften Zweiachser, welcher umgehend abfuhr. Die Familie verließ in Oparno den Bus, so dass wir bis Lovosice die einzigen Fahrgäste waren.
Wir erreichten Lovosice 15:49 Uhr. Von hier wollten wir unsere Reise zum nächsten touristischen Verkehr wieder per Zug fortsetzen. Dazu nutzen wir den Os 6112 aus Česká Lipa nach Postoloprty. Auf dieser Linie kommen keine RegioNova mehr, sondern mittlerweile ehemalige Regio-Shuttle RS1 aus Deutschland zum Einsatz.
Ankunft von ČD 841 205 und 841 208 als Os 6112 aus Česká Lipa. Der vordere Triebwagen wechselte auf den linken ČD 841 217 nach Česká Lipa.
Wir warteten mal wieder den verspäteten Rychlík aus Praha ab und setzten 16:12 Uhr, mit 10 Minuten Verspätung, unsere Reise fort. Mit noch 6 Minuten Verspätung erreichten wir 16:31 Uhr, nach 23 Kilometern, Libochovice und stiegen aus. Von hier wollten wir mit der touristischen Linie T5 nach Roudnice nad Labem fahren.
Die Strecke bis Bříza obec wird nur an Wochenenden von Ende März bis Anfang November durch die KŽC mit zwei Zugpaaren bedient und eigentlich sollte eine Nähmaschine der Baureihe 830 zum Einsatz kommen. Leider war dies nicht der Fall und mit KŽC 810 517 als Os 18343 „Podřipský motoráček“ stand der nächste Zweiachser für uns am Bahnsteig bereit. Es stiegen mit uns noch eine Handvoll Fahrgäste aus dem Os 6112 um.
KŽC 810 517 als Os 18343 „Podřipský motoráček“ nach Roudnice nad Laben in Libochovice.
Pünktlich 16:40 Uhr erfolgte die Abfahrt für die 37 Kilometer lange Fahrt. Vom Zugbegleiter wurden wir gefragt, wie weit wir fahren wöllten und verwundert angeschaut, als wir meinten bis zur Endstation. Der Zug war gut ausgelastet, wir aber wirklich die Einzigen, die die komplette Strecke fuhren.
Der lange Schatten des Triebwagens in der tiefstehenden Nachmittagssonne.
In Straškov hat Radan Stift einige seiner Fahrzeuge abgestellt, u.a. diesen ARmz (D-RTTS 56 80 88-95 003-1) in Orientrot.
Kurz vor dem Ziel in Kleneč stieg eine Gruppe Pfadfinder zu und es wurde richtig voll im Triebwagen. Der Zugbegleiter war so verwundert darüber, dass er von der Auslastung im Innenraum erst einmal ein Foto machen musste. Mit 2 Minuten Verspätung erreichten wir 17:53 Uhr Roudnice nad Labem.
KŽC 810 517 nach der Ankunft in Roudnice nad Labem.
Theoretisch hätten wir von hier den Heimweg antreten können, wären aber durch Bauarbeiten planmäßig erst gegen 23 Uhr wieder in Chemnitz gewesen. Da wir darauf keine Lust hatten, das Wetter am nächsten Tag auch wieder sehr schön werden sollte und ich erst gegen Mittag wieder zu Hause sein wollte, hatte ich Hotelzimmer in Ústí nad Labem für die kommende Nacht gebucht. So war es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel.
Letzte Etappe des Tages war daher die Fahrt mit dem Os 6922, welcher am Wochenende erst in Roudnice nad Labem begann, nach Ústí nad Labem hl.n.. Pünktlich 18:04 Uhr erfolgte die Abfahrt. Wir machten es uns im Oberdeck des CityElefant Steuerwagens (CZ-ČD 94 54 1 971 007-0) gemütlich und teilten uns diesen Bereich nur mit einer weiteren Reisenden. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, es sollte die letzte Fahrt im CityElefant auf dieser Strecke für uns gewesen sein. Eine Woche später wurden alle Umläufe durch RegioPanther der Baureihe 640.2 ersetzt, die CityElefanten sind aus dem Elbtal verschwunden.
Beim Überholungsaufenthalt in Lovosice entstand dieses Bild von ČD 471 007 als Os 6922.
Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen des böhmischen Mittelgebirges.
Pünktlich 18:53 Uhr erreichten wir nach 40 Kilometern Ústí nad Labem hl.n.. Insgesamt hatten wir an diesem Tag 429 Kilometer zurückgelegt. Wir checkten im Hotel unweit des Bahnhofs ein. Unsere Zimmer lagen im obersten Stockwerk, von welchem man eine herrliche Aussicht über die Stadt hatte.
“Abendrot Schönwetterbot“: Blick aus dem Hotel über Ústí nad Labem auf den Erzgebirgskamm.
In einer bekannten Brauereigaststätte zwischen Hotel und Bahnhof ließen wir den erfolgreichen Tag bei böhmischer Küche ausklingen. Allzu alt wurden wir aber nicht, da für mich am nächsten Morgen der Wecker sehr zeitig klingeln sollte.