bahnsachse.de
  12.04.2025 - [DE] Mitteldeutscher Frühlingsausflug  



Nach der „Winterpause“ war wieder die Zeit für einen schienengebunden Tagesausflug gekommen. Dieses Jahr habe ich mir zur Aufgabe gesetzt, die sehr wenigen
in Sachsen von mir noch nie bereisten Strecken(abschnitte) endlich abzufahren, um diese Löcher in der Streckenkarte zu schließen. Im Mitteldeutschen Raum gibt es dazu noch einige Strecken mehr, wo ich noch nie unterwegs war. Gründe genug, das Deutschlandticket mal wieder etwas auszuführen. Ich hatte zwei Rundfahrt-
varianten für mich und meinem Vater geplant. Eine in Richtung Lausitz mit einem Abstecher nach Tschechien, die andere in Richtung Thüringen und Sachsen-Anhalt. Da in nordwestlicher Richtung das bessere Wetter gemeldet wurde, entschieden wir uns dafür und hoben die Rundfahrt in Richtung Lausitz erst einmal auf.

Die Rundfahrt begann für mich am Samstagmorgen 07:39 Uhr in Wittgensdorf Mitte mit der City-Bahn zum Chemnitzer Hauptbahnhof.


Einfahrt von CB 690 442 als CB 80007 aus Burgstädt nach Aue (Sachs) in Wittgensdorf Mitte.

Mein Vater, ausgestattet mit einem Sachsen-Ticket für 33 Euro, reiste mit der City-Bahn aus Richtung Mittweida an und so trafen wir uns kurz nach dreiviertel Acht
im Chemnitzer Hauptbahnhof. Zusammen wollten wir nun mit dem RE 3 der Mitteldeutschen Regiobahn in Richtung Plauen (Vogtl) fahren. Am Bahnsteig wurden
wir darauf hingewiesen, im Triebwagen besser weit hinten einzusteigen, da im vorderen Teil eine größere Gruppe Anhänger des ortsansässigen Fußballvereins
bis Plauen mitreisen sollte. Diese wurde dann kurz vor Abfahrt per Polizei zum Bahnsteig eskortiert. Der Zug war schwach besetzt und so fanden wir ohne
Probleme am Zugschluss einen Sitzplatz. Mit 2 Minuten Verspätung erfolgte 07:56 Uhr die Abfahrt des RE 74006 aus Dresden Hbf nach Hof Hbf in Chemnitz Hbf.


Blick von der Göltzschtalbrücke.

Pünktlich 62 Minuten später angekommen in Plauen, wurden wir am Bahnsteig von Anhängern des Landeshauptstadt-Vereins empfangen. Da wir in Plauen
etwas Aufenthalt hatten entschieden wir, den Bahnsteig relativ zügig zu verlassen, eh beide Gruppen aufeinandertreffen sollten. Wir unternahmen einen
kleinen Abstecher zum Bärensteinturm unweit des Bahnhofs, von welchen man einen wunderbaren Blick auf Plauen und das Vogtland hat.


Blick vom Bärensteinsturm auf den oberen Bahnhof von Plauen.


In der anderen Richtung geht der Blick über die Stadt auf das Vogtland.

Zurück am Bahnhof wollten wir unsere Reise 09:40 Uhr mit der RB 5 der Vogtlandbahn nach Mehltheuer fortsetzen. Der Triebwagen kam pünktlich aus Kraslice eingefahren und brachte uns in neun Minuten nach Mehltheuer. Hier sollte sich unsere Reiserichtung nach kurzem Aufenthalt von West nach Nord ändern.


DLB 650 150 hatte uns als VBG 20808 nach Mehltheuer gebracht.


Bei der Sanierung der Strecke wurde in Mehltheuer nicht an Signalmasten gespart.

Weiter wollten wir unsere Reise mit der Erfurter Bahn in Richtung Gera fortsetzten. Diese Strecke hatten wir bisher noch nie bereist. Direkt nach dem Verlassen
des Bahnhofs passiert die Strecke die Landesgrenze nach Thüringen um kurz darauf noch einmal für einen kleinen Abschnitt nach Sachsen zurückzukehren.

Auf Grund des verspäteten Gegenzuges kam die EB 81018 von Hof nach Leipzig-Plagwitz leicht verspätet eingefahren. Der Zug bestand aus zwei Stadler RS 1.


Einfahrt von EB 650 267 und einem weiteren 650 in Mehltheuer.

Mit 4 Minuten Verspätung erfolgte 10:05 Uhr die Abfahrt. Die Triebwagen waren sehr gut besetzt, alle Sitzplätze in der zweiten Klasse waren belegt. Wir waren so frech und setzten uns mit weiteren Reisenden, die in Mehltheuer mit eingestiegen waren, in die 1. Klasse. Diese war recht schlecht als solche gekennzeichnet
und auch dem Kundenbetreuer, welcher in Zeulenroda in unseren Triebwagen zur Fahrkartenkontrolle wechselte, interessierte dies nicht. Ich wusste wieder,
warum ich dieses Fahrzeug für längere Strecken meide, denn die Geräuschentwicklung über den Drehgestellen empfinde ich als teilweise sehr unangenehm.

Wir sammelten noch etwas Verspätungsminuten und erreichten 11:06 Uhr, mit derer Zehn, Gera Hbf. Hier hatten wir einen größeren Aufenthalt geplant, denn wir wollten 12:04 Uhr mit dem IC 2152 nach Düsseldorf Hbf bis Erfurt Hbf mitfahren. Der Zug ist zwischen Gera und Erfurt für Nahverkehrstickets freigeben und
einer der letzten klassischen InterCity. Leider meinte aber der Zugzielanzeiger, dass daraus nichts wird. In 300 Kilometern Entfernung fehlte ein Fahrdienstleiter
und da ließ die DB den Zug lieber gleich auf dem kompletten Laufweg ausfallen. Ärgerlich, aber kein Problem, denn so eröffneten sich neue Möglichkeiten.

Wir fuhren einfach einen Zug früher, welcher die RB 21 der Erfurter Bahn war. Zwar leider Trieb- statt Reisezugwagen, dadurch aber früher als geplant in Erfurt.


EB 648 212 (blau) und 648 211 (grün) als EB 80892 nach Erfurt Hbf in Gera Hbf.

Wir nahmen im ehemaligen Triebwagen der Bayerischen Regiobahn Platz und pünktlich 11:25 Uhr erfolgte die Abfahrt. Da wir 30 Minuten früher als ursprünglich gedacht in Erfurt ankamen begann ich zu überlegen, welche neuen Möglichkeiten sich jetzt bieten würden? Ursprünglich wollten wir, nach einem etwas größeren Aufenthalt in Erfurt, über Sangerhausen weiter nach Halle (Saale) fahren. Ich blieb bei der Route bis Sangerhausen. Durch die frühere Ankunft konnten wir
dadurch mit dem nur zweistündlich verkehrende RE 10 von Erfurt über Sangerhausen und weiter durch das Mansfelder Land in Richtung Magdeburg fahren. Eine Strecke und Region, die uns auch noch unbekannt war. Mit 2 Minuten Verspätung erreichten wir 12:45 Uhr den Hauptbahnhof der Thüringer Landeshauptstadt.


Mit EB 648 212 (links) waren wir aus Gera gekommen und fuhren mit RVSD 1648 430 (rechts) weiter in Richtung Magedeburg.

Da die geplante Mittagspause in Erfurt nun ausfiel, holten wir uns etwas zum Mitnehmen und pünktlich 13:10 Uhr erfolgte die Abfahrt des RE 74848 von
Start Mitteldeutschland nach Magdeburg Hbf in Erfurt Hbf. Der Zug, bestehend aus zwei Triebwagen, war ab Erfurt bereits sehr gut ausgelastet.


Nachdem bis Erfurt die Landschaft mal mehr, mal weniger hügelig war, ging es nun über relativ flaches Land.


Bei Redler Rail in Oberröblingen stand eine Menge altes Material herum.

In Sangerhausen konnten wir wieder einmal erleben, was der Unterschied zum Bahnverkehr in Tschechien ist. Während wir gerade zum Stehen kamen
und die Türen sich öffneten, fuhr bahnsteiggleich der RE nach Halle (Saale) Hbf ab. So etwas würde es beim Nachbarn nicht geben.


In Klostermannsfeld stand CLR 628 225 nach Wippra. Auch auf der Bergwerksbahn dampfte es.


Vor Hettstedt verläuft die Schmalspurstrecke der Mansfelder Bergwerksbahn ein Stück parallel zur Hauptbahn.


Die Überbleibsel des Bergbaus sind überall sichtbar.


In Sandersleben treffen die Wetzlarer Bahn, auf welcher wir unterwegs waren, und die Strecke Halle - Vienenburg aufeinander.
Vom einstig großen Bahnkonten ist nicht mehr viel übriggeblieben.


Wir beschlossen in Güsten den Zug zu verlassen. Nach 123 Kilometern erreichten wir pünktlich 15:06 Uhr den Knotenbahnhof.


Der RE 74848 verließ den Bahnhof Güsten in Richtung Schönebeck (Elbe).

Güsten war früher ein bedeutender Bahnhof am Kontenpunkt einst dreier Hauptstrecken. Das angeschlossene Bahnbetriebswerk war vom Lokbestand von
bis zu 170 Triebfahrzeugen eines der größten und vom Bauzustand eines der modernsten Bahnbetriebswerke der Deutschen Reichsbahn. Leider ist davon
nichts mehr übrig. Nach der Jahrtausendwende wurde der Bahnhof um- und massiv zurückgebaut. Der gesamte Bahnhof besteht heute nur noch aus zwei
durchgehenden Hauptgleisen und einem Stumpfgleis. Im Jahr 2011 wurden alle Gebäude des Bahnbetriebswerks mit Rundschuppen und Drehscheibe
abgerissen und auf dem Gelände ein riesiger Solarpark errichtet. Das Empfangsgebäude wurde 2015 gesperrt und verfällt seitdem. Der Bahnhof steht
sinnbildlich für den Niedergang der Eisenbahn im ländlichen Raum. Im Modell lebt der ehemalige Bahnhof Güsten bis heute weiter.


Hinter dem ehemaligen Nordturm (Gn) lagen bis 2000 die Gleise der sogenannten „Kanonenbahn“ in Richtung Berlin.


Das Empfangsgebäude mit den heute noch vorhandenen Gleisanlagen.

Wir hatten in Güsten knapp eine Stunde Aufenthalt und nutzten die Zeit für einen Abstecher in den Ort. Leider kommt dieser, wie der Bahnhof, sehr trostlos daher.

Von Güsten wollten wir weiter über Köthen (Anhalt) nach Dessau fahren. Der Triebwagen dazu kam 15:54 Uhr aus Dessau eingefahren. Seit dem Fahrplan-
wechsel 2024 betreiben die Regionalverkehre Start Deutschland nach der Insolvenz der Abellio Rail Mitteldeutschland das Dieselnetz Mitteldeutschland.
Dabei wurden die Coradia LINT 41 Fahrzeuge von Abellio Rail Mitteldeutschland übernommen. Markenmotto: „Keine neue Lok. Aber ein neuer Look.“


Einfahrt von RVSD 1648 420 als RB 80472 aus Dessau in Güsten.

Pünktlich 16:01 Uhr erfolgte die Abfahrt der RB 80467 in Güsten. Der Triebwagen war nur schwach besetzt.


Fahrt in Bernburg über die Saale. Auf der blauen Brücke verkehrt die Feldbahn des Sodawerkes Bernburg.

Eine Minute nach Plan war 16:55 Uhr nach 54 Kilometern Dessau Hbf erreicht. Mit dem RE 13 aus Magdeburg wollten wir weiter nach Leipzig fahren. Ich wunderte mich, warum bis Dessau die Auslastung dieses Zuges als gering und ab Dessau als stark ausgelastet angegeben wurde. Nach der Ankunft des RE 7 aus Berlin
war es mir klar, es wurde ziemlich voll am Bahnsteig. Mit einer Minute Verspätung kam 17:10 Uhr DB 1442 303 als RE 16123 aus Magdeburg Hbf eingefahren.


Das Empfangsgebäude von Dessau Hbf.


Einfahrt von DB 1442 303 als RE 16123 aus Magdeburg Hbf nach Leipzig Hb in Dessau Hbf.

Wir bekamen in der Zugspitze zwei Sitzplätze in der sogenannten Lounge. Unsere Weiterfahrt verzögerte sich auf Grund eines Polizeieinsatzes in unserem Zug.
Wir konnten nicht sehen, was das Problem war. Es kam die Durchsage, dass sich Personen im Zug befanden, die keine Fahrgäste waren. Mit 14 Minuten
Verspätung erfolgte die Abfahrt 17:26 Uhr in Dessau Hbf. Bis Leipzig konnte die Verspätung auf 10 Minuten minimiert werden, so dass wir 18:06 Uhr ankamen.


DB 1442 303 nach der Ankunft in Leipzig. Recht fuhr der ICE 504 von München nach Hamburg ein.

Bereits auf der Fahrt nach Leipzig konnte ich sehen, dass die letzte Etappe ein Erlebnis werden würde. Seit dem Fahrplanwechsel läuft der Verkehr zwischen Leipzig und Chemnitz sehr unregelmäßig. So war auch an diesem Tag die Fahrt 17:21 Uhr nach Chemnitz ohne Ersatz ausgefallen. Da zudem seit 31.03. auf Anordnung des EBA auf Grund der Dieselabgase in Richtung Chemnitz ein Wagen gesperrt wurde, standen nun 18:21 Uhr zwei Doppelstockwagen für zwei Züge zu Verfügung.

Bei unserer Ankunft am Bahnsteig quetschen sich die Leute bereits in die beiden Wagen, wir kamen auch noch mit hinein. Ein Eingang wurde vehement von
einem MRB-Mitarbeiter verteidigt. Es hatte sich noch eine Gruppe von 80 Fußballanhängern aus Zwickau angemeldet und für diese wurde einer der kleinen Mehr- zweckbereiche im Unterstock mehr oder weniger freigehalten. Dies sorgte natürlich für Unmut bei den Fahrgästen, die nicht mehr hineinkamen. Es wurde dann versucht, die angemeldeten Fahrgäste unterzubringen, was aber nicht einmal zu 1/3 gelang und zu absolut unzumutbaren Zuständen im Wagen führte.
Der MRB-Mitarbeiter gab auf und öffnete trotz EBA-Anordnung den Wagen hinter der Lok für die Gruppe. Dies entspannte zwar etwas die Lage im Zug, aber die
Fahrt erinnerte eher an die Rushhour in Japan oder Indien. Mit zwei Minuten Verspätung setzte sich die vollgepackte Fuhre 18:23 Uhr in Bewegung.

Ich war froh, als der Zug 19:14 Uhr Burgstädt erreichte und ich aussteigen konnte. Mein Vater fuhr noch bis Chemnitz Hbf weiter. Ich stand während der Fahrt
genau unter einem Lüftungsauslass und auch im zweiten Wagen waren, wie nicht anders zu erwarten, die Abgase der Lok daraus deutlich zu riechen


TDRO 223 055 verließ mit dem RE 74186 Burgstädt in Richtung Chemnitz. Ob die Luft durch die offenen Fenster weniger nach Abgas roch?

Für mich stand noch die kurze Fahrt mit der City-Bahn zurück nach Wittgensdorf Mitte auf dem Programm.
Nach kurzer Wartezeit kam der Triebwagen aus Aue (Sachs) eingefahren und fuhr 19:32 Uhr dahin zurück.


Wie am Morgen brachte mich CB 690 442 als CB 80031 von Burgstädt zurück nach Wittgensdorf Mitte.

Pünktlich 19:39 Uhr war ich genau 12 Stunden und 561 Kilometer später wieder am Ausgangsort des Ausfluges.
Alles in allem war ich zufrieden und konnte wieder ein paar neue Striche auf der Streckenkarte ziehen.



 

 Weitere Reiseberichte   
Sommer mit Najbrt und Blonski
Mit dem Schweden nach Norden
Ein Ausflug nach Nordbayern



© 2025, Stefan Fritzsch