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  08.08. - 10.08.2025 - [DE][CZ][AT] Einmal um den Böhmerwald - Teil 1  



Nur zwei Tage nach der Rückkehr vom Zugausflug nach Polen mit meinen Töchtern stand schon die nächste mehrtägige Rundfahrt auf dem Programm. Mit meinem Vater startete ich zur traditionellen Sommertour. Wie beim Ausflug mit meinen Töchtern fehlte mir am Anfang wieder etwas die Idee. Obwohl wir seit 2013 bei unseren Rundfahrten jedes Jahr Tschechien besucht hatten, hatte ich dieses Jahr keine richtige Lust auf einen größeren Ausflug ins Nachbarland. Zu groß sind in den letzten Jahren dort die Veränderungen im Fahrzeugpark gewesen und die Suche nach den „Filetstücken“ (sprich Übersetzfenstern und Altbaumaterial) wird immer schwieriger. Ganz darauf verzichten wollte ich nicht, da wir seit nunmehr 12 Jahren jedes Jahr mit dem Zug durch Tschechien gereist waren. Tradition verpflichtet.
Als ich dann mitbekam, dass der alex auf Grund von Bauarbeiten zwischen Schwandorf und Regensburg für zwei Monate nicht nur in der absoluten Tagesrandlage nach Hof zurückkehrte, war der erste Teil der Rundfahrt schnell klar. Da schon lange eine grenzüberschreitende Bahnlinie von Tschechien nach Österreich auf unserer Liste stand, war dies gut zu verknüpfen und die Planung des Restes dann Quasi ein Selbstläufer.

08.08.2025

Wir starteten am frühen Freitagnachmittag in Chemnitz. Ich wählte direkt den Weg nach der Arbeit zum Hauptbahnhof, wo ich mich mit meinem Vater traf.
Er war kurz vorher mit der City-Bahn von zu Hause gekommen. Für den August wurde er mit einem Deutschlandticket ausgestattet. Erstes Ziel unserer
Reise war Hof und der RE 74018 der Mitteldeutschen Regiobahn sollte uns dahin bringen.


Mit dem Zug ab Chemnitz? Wenn man nicht unbedingt den RE 6 nach Leipzig nutzen muss kein Grund sich zu fürchten.


Einfahrt von MRB 1440 214 als RE 74018 aus Dresden Hbf nach Hof Hbf.

Zum Freitag war schon etwas mehr los, aber wir fanden ohne Probleme einen Sitzplatz. Mit 3 Minuten Verspätung erfolge 13:57 Uhr die Abfahrt in Chemnitz.
Die Fahrt nach Hof war entspannt, der Himmel aber noch wolkenverhangen. Dies sollte sich aber schon im Laufe des Tages ändern. Für die nächsten Tage
war, nach den durchwachsenen letzten Wochen, richtiges Sommerwetter gemeldet. Mit 5 Minuten Verspätung erreichten wir nach 145 Kilometern Hof Hbf.
Hier hatten wir jetzt über eine Stunde Zeit. Wir hätten auch einen Zug später ab Chemnitz fahren können, aber es sollte ja ein entspannter Ausflug werden.

Unser nächster Zug stand schon am Bahnsteig bereit. Durch die Streckensperrung auf Grund von Bauarbeiten zwischen Regensburg und Schwandorf vom 15.06. bis 22.08.2025 übernahm die Länderbahn zwei Umläufe des RE 2 zwischen Schwandorf und Hof mit ihren Fahrzeugen. So kehrte der alex nach 1 ½ Jahren wieder regelmäßig und tagsüber nach Hof zurück. Die Frage war, welches Wagenmaterial eingesetzt werden würde. Wird es etwas mit dem Übersetzfenster? Wir hatten Glück und keine Italiener waren an diesem Tag im Zugverband. Dieser bestand aus drei klassischen Bundesbahn Bm und einem Halberstädter ABvmz.


DLB 223 081 stand mit dem ALX 56799 nach Schwandorf am Bahnsteig bereit.

Wir entschieden uns für den ersten Wagen hinter der Lok, einem Bm (D-DLB 56 80 20-90 208-0). Ich hatte kein Gefühl, wie die Auslastung zum Freitag durch die Streckenunterbrechung werden würde. Der Reisendenstrom nach München wurde über Nürnberg gelenkt, da dies schneller war als mit dem SEV über Regensburg.




Blick ins Abteil des Bm (D-DLB 56 80 20-90 208-0). Klassisches Bundesbahn-Schnellzuggefühl.

So gab es dann auch nur ein paar wenige Umsteigende vom RE 3 aus Sachsen. Mit 4 Minuten Verspätung setzte sich der Zug 16:44 Uhr in Bewegung.
Die Auslastung des Zuges war sehr gering. Ab Hof hätten zwei Wagen gereicht und trotzdem hätte jeder Reisende sein eigenes Abteil für sich gehabt. Auch
änderte sich dies während der Fahrt nicht großartig. Die Anzahl der wenigen Zusteigenden hielt sich in Waage zu den Aussteigenden an den Unterwegsbahnhöfen.


Einfahrt in Marktredwitz.



Nachdem zwischen Hof und Marktredwitz die Sonne sich immer mehr gegen die Wolken durchgesetzt hatte, strahlt sie bald vom strahlend blauen Himmel.
Bei angenehmen Temperaturen genossen wir die Fahrt bei wunderbaren Licht am offenen Fenster durch das Naabtal.


Die Strecke folgt ab Windischeschenbach der Naab.


Ankunft in Schwandorf.

Mit 3 Minuten Verspätung erreichten wir 18:12 Uhr, nach 137 Kilometern, Schwandorf. Mit dem alex wollten wir weiter in Richtung Tschechien fahren. Da der Zug aus Praha aber über eine Stunde Verspätung hatte, war von ihm noch nichts zu sehen. Kurz nach unserer Ankunft kam dann der ALX/EC 354 aus Praha eingefahren.


Einfahrt von DLB 223 069 mit dem ALX 354 aus Praha hl.n. in Schwandorf.


Da 223 081 bereits um den Zug zurück nach Hof gesetzt hatte und 223 069 dies noch für ihren Zug nach Tschechien machen musste,
gab es für einen kurzen Augenblick zwei alex-Eurorunner nebeneinander.


Der Zug endete auf Grund der bekannten Baustelle hier und fuhr als ALX/EC 363 zurück nach Tschechien. Leider gab es von der planmäßigen Wagenreihung
keine Abweichung und somit kein Übersetzfenster. Wir suchten uns im Wagen 262, einem der italienischen Bmz (I-DLB 61 83 21-90 751-0) ein freies Abteil.
Im Fahrplanjahr 2025 verkehrte der ALX/EC 363 auf Grund von nächtlichen Bauarbeiten nur bis Beroun, ab da fuhr der Bus weiter. Durch die beiden Schienenersatzverkehre wurde der Zug daher nicht aus Richtung München nach Praha genutzt und die Auslastung war wieder äußerst gering.

Nachdem die Oberpfalzbahn aus Furth im Wald angekommen war erfolgte 18:57 Uhr, mit 4 Minuten Verspätung, die Abfahrt in Schwandorf.


Da wir in Cham auf einen Gegenzug warteten, konnte ich noch ein Bild des Empfangsgebäude vom Bahnsteig machen. DLB 650 667 fuhr nach Waldmünchen.


Blick auf den Hohen Bogen, ein etwa 8 km langer Höhenzug.

Waren bis Furth im Wald noch einige Reisende an Bord, so fuhr über die Grenze kaum jemand. Mit uns war nur ein weiterer Reisender im Wagen.


Das Ende des Grünstreifen im Gleisbett markiert die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien.


Die Sonne verabschiedete sich für den heutigen Tag.

Nach der Grenze stiegen zwar wieder einige Reisende zu, wir behielten aber das Abteil für uns. Mit 5 Minuten Verspätung erreichten wir 20:52 Uhr Plzeň hl.n. und stiegen aus. Von Furth im Wald bis Domažlice hatten wir ein MPS Länderbahn Ticket für 83 Kč (3,43 €) für einen Erwachsenen und 60 Kč (2,48 €) für einen Senior genutzt. Ab Domažlice waren wir dann mit einem IDPK-3 Stunden Ticket für 74 Kč (3,05 €) für einen Erwachsenen und 28 Kč (1,16 €) für einen Senior unterwegs.


Ankunft in der Dämmerung in Plzeň. Die Sonne war vor 15 Minuten untergegangen.



Ich war mit dem ersten Tag der Rundfahrt schon sehr zufrieden. Obwohl wir erst am Nachmittag gestartet waren, hatten wir insgesamt 430 Kilometer zurückgelegt.
In der Altstadt hatte ich Zimmer für die kommende Nacht gebucht. Da unser IDPK-Ticket noch eine ganze Weile gültig war, nahmen wir den O-Bus in die Stadt.

Wir checkten im Hotel ein und anschließend ließen wir den Abend bei böhmischer Küche gemütlich ausklingen.

09.08.2025

Im Hotel gab es bereits ab 7 Uhr Frühstück und so waren wir pünktlich die ersten Frühstücksgäste. Anschließend liefen wir zum Bahnhof. Beim Überqueren der Radbuza wurden wir dabei von Dampfwolken überrascht. 475.111 des Iron Monument Club Plzeň fuhr an diesem Tag einen Sonderzug nach Česká Kubice und drückte den Zug gerade in den Bahnhof. Am Bahnsteig des Sonderzug war dann ordentlich etwas los. Für uns ging es heute Vormittag in Richtung Süden.


475.111 des Iron Monument Club Plzeň drückte den Sonderzug gerade in den Bahnhof.

Eine Eisenbahn-Sommertour ohne Rychlík im Bautzener Abteilwagen geht nicht, dies gehört dazu. So war der erste Zug des Tages der R 663 „Rožmberk“, welchen wir bis České Budějovice nutzen wollten. Seit dem kleinen Fahrplanwechsel kommt in den Zügen der Linie nur noch zur Verstärkung ein Altbauwagen zum Einsatz.

An der Zugspitze war als Wagen 367 mit dem B209 (CZ-ČD 51 54 29-41 099-3, Bautzen 1978) ein ehemaliger 1. Klasse Wagen eingereiht. Mit der Fahrkarte hatte
ich darin kostenlos zwei Sitzplätze reserviert. Im Wagen waren keine Reservierungszettel gesteckt und natürlich waren im sonst leeren Wagen genau unserer Plätze belegt. Da ich im Můi Vlak sehen konnte, dass weitere Plätze in diesem Abteil reserviert waren, im Abteil 9 aber alles frei war entschieden wir, uns da hinzusetzen.


ČD 362 060 mit dem R 663 „Rožmberk“, welcher baustellenbedingt nur bis Horní Cerekev verkehrte, in Plzeň hl.n.. Der Bahnsteig war etwas zu kurz.

Mit 5 Minuten Verspätung erfolgte 08:09 Uhr die Abfahrt in Plzeň. Während sich die anderen Abteile füllten, blieben wir für die Fahrt allein.
Der Lokführer hatte einen ruppigen Fahrtstil und legte an den Unterwegshalten teilweise ganz schön scharfe Bremsungen hin.


Blick über das Teichgebiet bei Dívčice auf den Blanker Wald mit dem 1.083 m ü. NHN hohen Klet´, dem höchsten Berg des Vorgebirges des Böhmerwaldes.


Wir erreichten České Budějovice. ČD 362 130 machte sich bereit, den Zug zu übernehmen.

Ich genoss die Fahrt mal wieder mehr stehend als sitzend am offenen Fenster. Nach eine paar anfänglichen Wolken strahlte die Sonne wieder vom blauen Himmel.
Es sollte heute noch sehr warm werden. Nach 136 Kilometern erreichten wir 09:57 Uhr, mit noch 3 Minuten Verspätung, České Budějovice und stiegen aus.


ČD 362 060 mit dem R 663 „Rožmberk“ nach der Ankunft in České Budějovice.

In České Budějovice hatten wir mit 11 Minuten nur einen kurzen Aufenthalt, bevor wir unsere Reise fortsetzten.

Weiter geht es im Teil 2.



     
© 2025, Stefan Fritzsch